So zieht er hin auf leichten Füßen
Und preist des Sängers selig Loos.
Die Sterne, so im Morgenscheine
Verbleichend schon herniedersehn,
Voll Frühlingsfeier rauschend wehn,
Die Vöglein, deren muntre Kehle
Die heitre Einsamkeit belebt, –
Es grüßt sie all’ aus voller Seele
Wie wohl ist ihm im Waldesschatten,
Der schaurig-süße Ahnung hegt!
Drum floh er von den offnen Matten,
Wo sich zu laut das Leben regt;
Denkt an die ferne, treue Braut,
Als plötzlich in des Waldes Mitte
Er ein verfallnes Kirchlein schaut.
Und in den ernsten, grauen Trümmern,
Er in dem räthselhaften Schimmern
Ein seltsam Frauenbild erblickt:
Ein Wesen, wie aus Duft gewoben,
Schwedt durch das Thor im Gotteshaus,
Winkt es mit einem Blumenstrauß.
Und zaudernd bleibt er lauschend stehen,
Und starrt mit Grau’n ins offne Thor;
Da sieht er’s wieder glänzend wehen,
Wie träumend blickt er auf die Schwelle,
Wo, angethan mit weißem Kleid,
Ihm lockend ruft nach der Kapelle
Und mit dem Strauße winkt die Maid.
Singt sie mit silberhellem Ton; –
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 382. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_382.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)