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Die Teufelskarosse.

Zu Mannheim um die Mitternacht
Ein Wagen fährt mit seltner Fracht
Gaß’ auf, Gaß’ ab; nehmt euch in Acht!
Des Teufels Staatskarosse.

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Einmal, – es war ein Pietist,

Kopfhängerisch, voll Trug und List, –
Vor’s Fenster lugt der falsche Christ,
Der Thurmuhr Räder schnarrten.

Fünf – sieben – zwölf! Die Geisterstund’

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Hallt dumpf aus vollem Glockenmund,

Aufschauert tief von Seelengrund
Gewissensbang der Heuchler.

Horch, Räderrasseln, Peitschenknall!
Vierspännig rollt heran mit Schall

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Der Wagen, daß vom Widerhall

Die Häuser rings erbeben.

Von hohem Bock, reich gallonirt,
Der Kutscher das Gespann regiert,
Das Funken schlagend galoppirt

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Und aus den Nüstern flammet.


Der Mann am Fenster schreckt zurück;
Zum Schlag heraus, den Blick voll Tück’,
Mit feuriger Allongeperrück’
Gruß nickt ihm zu der Teufel!

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Er will zurück, – zum Riesentopf

Schwillt ihm der Kopf, zum Thurmesknopf,
Und greulich starren ihm am Schopf
Wie Igelborsten die Haare.

Die Peitsche knallt von fern; es dröhnt

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Das Pflaster hohl; Gekicher höhnt

Ihn allerwerts; er keucht und stöhnt,
Die Augen kreisen wie Teller.

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 437. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_437.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)