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Herr Ulrich sprach hinwieder: „Das ist besondrer Brauch,
Daß Friedrich sieghaft heiße und Würtemberg nicht auch;
Der Pfälzer mag es büßen, wer geizt so mit dem Ruhm?

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Dies Schwert in Schwabenfäusten bringt wohl den Pfälzer drum.


Ich mag nicht gern es hören, daß man alleine spricht
Vom Pfälzer nur in Ehren und von dem Schwaben nicht;
Mag sich’s sein kühner Vetter in Landshut wohl versehn,
Viel klüger ist’s, alleine den Waghals zu bestehn!“

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Das hört ein Würtemberger, Hans Rechberg war sein Nam’,[1]

Der sprach zum Grafen Ulrich: „Eu’r Hoffen, Herr, ist lahm!
Mich deucht, es geht auf Krücken, sobald’s die Pfalz betritt,
Indeß das Glück und Friedrich stets halten gleichen Schritt.

Ich sag’ dies unmaßgeblich; ’s ist eines Mann’s Gedanke,

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Der niemals daran dachte, daß er im Kampfe wanke;

Ich mein’, auf jene Hügel trat noch kein Schwabenroß,
Es hat gar feste Mauern das Heidelberger Schloß!“ –

Da sprach Graf Ulrich wieder: „Hans Rechberg, laß das seyn!
Wir ziehn in diesem Monde zu Heidelberg noch ein;

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Wir wollen dich dran mahnen, wenn wir beim Siegesmahl

Dort in dem Schlosse sitzen im stolzen Rittersaal!“ –

Und es geschah im Sommer, da ritt mit Saus und Braus,
Von Stuttgart hochgemuthet der Graf, Herr Ulrich, aus;
Bei Pforzheim aber harrte, geborgen im Gebirg

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Mit Speyr’s und Badens Knechten von Metz der Bischof Jürg.


So ging verstärkt nun weiter die seltne Pilgerfahrt,
Bis man vom hohen Markstein die reiche Pfalz gewahrt.
Das ist der Zaubergarten, worin mit stolzer Pracht
Der Himmel seinen Segen aufschüttet und bewacht.


  1. [503] Als in Stuttgart über diesen Feldzug berathen wurde, gerieth der verständige Hans von Rechberg zuletzt so in Eifer, daß er seinem Herrn, dem Grafen Ulrich, in’s Gesicht sagte: „Gnädiger Herr, Ir wöllent dem allermännlichsten und mächtigsten Fürsten, der in Teutschland [504] wohnt, in sein Land ziehen: Und Fürwar, so verden Ir Ja vor sehen, und mit Im fechten müssen, als wahr ich die Wand vor mir sehe, oder Ir muesset Im flüchtig entrinnen.“
Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 502. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_502.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)