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Sie kamen zuweilen heraußen,

Doch stets nur Eine allein.

Die setzte sich an die Quelle
Dort an dem schattigen Hang,
Sich labend am Kühl der Welle

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Und lustigem Vogelfang. –


Vom nachbarlichen Schloße
Kam einstens ein Edelknab’,
Verirret vom Jägertrosse,
Hier an den Quell herab;

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An dessen moosigem Rande

Das reizendste Mägdlein sitzt
Im blüthenweißen Gewande,
Vom Gürtel ein Demant blitzt.

Ein himmlisches Lächeln spielet

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Um ihren Rosenmund,

Aus dessen Bogen zielet
Der Gott, der Alles macht wund.

Sie grüßet, wie hold erschrocken,
Den jungen Jägersmann –

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Ihre Augen, ihre Locken

Sie halten ihn bald im Bann,

In heißer Liebesumschlingung –
Doch sprach das Jungfräulein:
„Nur unter Einer Bedingung

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Darf ich Dein eigen seyn:


„Gelobe mir, nie zu spähen
Wo ich zu Hause bin,
Mir niemals nachzugehen
Zur verschwiegenen Wohnung hin!

Empfohlene Zitierweise:
August Schnezler (Hrsg.): Badisches Sagen-Buch 2. Band. Kreuzbauer und Kasper, Karlsruhe 1846, Seite 593. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Badisches_Sagenbuch_II_593.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)