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auf Schloß Tenneberg bei Waltershaußen, der Landgraf übernachten wollte; dorthin zogen sich bald die mehr trink- als jagdlustigen Ritter zurück. Ludwig jagte noch mit einem Knappen durch den Fichtenwald; da zeigte sich ein feister Hirsch mit stattlichem Geweih seinen Blicken, stärker spornte er sein Roß, es keuchte dem fliehenden Hirsch nach; vergebens bemühte sich der Knappe, dem jagdlustigen Fürsten zu folgen, bald verlor er ihn aus dem Gesicht; nach einer Viertelstunde fand er des Landgrafen todtes Roß – von ihm selbst keine Spur.

Die Hörner gaben die Signale zur Heimkehr, das Hallali verhallte, die Jäger fanden sich zusammen, und eilten in einzelnen Haufen dem gastlichen Tenneberq zu, vermeinend, daß Ludwig schon dort sey: als aber ein Haufen nach dem andern ankam und den Landgrafen nicht mitbrachte, als der Herbstabend seine Nebelflöre über Wald und Wiesen breitete, und der Knappe, der ihn zuletzt begleitet hatte, die Nachricht brachte, daß er ihn verloren habe, da wurde es doch ängstlich seinen wenigen Getreuen; noch wurde Harald und Adelgundis

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Ludwig Bechstein: Thüringische Volksmährchen. Carl Fleck und Comp., Sondershausen 1823, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bechstein_Th%C3%BCringische_Volksm%C3%A4hrchen_1823.pdf/68&oldid=- (Version vom 31.7.2018)