Seite:Belletristische Blätter aus Russland.pdf/299

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Clemens Friedrich Meyer (Hrsg.): Belletristische Blätter aus Russland. Zweiter Jahrgang.

Erneuerung durch den Reichthum an Farben und Gold aus, es ist ein großartiges und prachtvolles Gebäude, in welchem bei der Lage desselben auf einer ansehnlichen Höhe und bei der Dicke der Mauern die Hitze des Sommers nicht fühlbar wird.




Delijan[1].

Für den Sommer-Aufenthalt bietet die Lage Delijans in mancher Art Bequemlichkeiten und Annehmlichkeiten dar. In einem gesunden Klima, inmitten einer reichen und großartigen Natur kann man hier Schutz vor der drückenden Hitze und dem Staube in der Stadt finden. Der Weg von Tiflis bis Delijan ist mit Ausnahme der Stationen Asslanbeglin und Pipiß, wo bedeutende Abhänge und Steigen bei schlechter Witterung die Fahrt erschweren, gut. Die zu solchem Wegebau bestimmte Compagnie schlägt ihr Lager in einem Engpasse auf, von welchem aus man einer herrlichen Aussicht auf das Grün der Thäler und auf die Berge, welche bis zur Hälfte bewaldet sind, genießt; zwischen hundertjährigen Bäumen finden sich zahlreiche Pflaumenbäume, Apfelbäume, Nußsträuche; die Rübe und andere Südfrüchte kommen hier zwar nicht fort, man bezieht sie aber in großen Quantitäten aus Eriwan. Die Bewohner des Lagers bestreben sich, ihre Mußestunden so fröhlich und mannigfaltig wie möglich zu verbringen, bald ergehen sie sich in idyllischen Vergnügungen, sammeln Pilze und Beeren im Walde, trinken den Thee und mittagen auf dem grünen Teppich der Wiesen, bald führen sie eine Kavalkade aus, weit häufiger sitzen sie aber beim Preference-Spiel oder beim Lotto; täglich sind durchreisende Gäste da, welche Neuigkeiten bringen, und fortwährend ziehen Karawanen ihre Straße durch das Lager.

Achtzehn Werst von Delijan entfernt ist der herrliche Hain Hapsatschiman. Anderthalb Werst vor demselben, rechts vom Wege, befinden sich kohlensaure Eisenquellen, die in rheumatischen und anderen Leiden sich als sehr heilsam erweisen; auf Betrieb des Commandanten von Alexandropol, des Generals Schulz, werden daselbst Wannen und ein Wohnhaus für etwaige Kurgäste eingerichtet.

Die Tataren, welche die Niederungen von Bortschalin und Kasach bewohnen, ziehen für den Sommer auf die hiesigen Berge, ihr Aufenthalt dauert vom Anfang des Juni bis zur Mitte des August, und während dieser ganzen Zeit geschehen auf der Landstraße kleine asiatische Schelmereien.


  1. Unter etwa 40° 48’ nördl. Br. und 62° 35’ öst. L. Nach K. A. B-w. im Кавкаәъ, 1852. Vgl. № 63 des „Magazins“.
Empfohlene Zitierweise:
Clemens Friedrich Meyer (Hrsg.): Belletristische Blätter aus Russland. Zweiter Jahrgang.. Eggers und Comp., St. Petersburg 1854, Seite 284. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Belletristische_Bl%C3%A4tter_aus_Russland.pdf/299&oldid=- (Version vom 31.7.2018)