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einmahl in den Sinn kam, die Kunst, gute Faschingkrapfen zu backen, selbst zu lernen. Ich mußte zwar über diesen Einfall lachen, konnte ihn aber nicht mehr aus meinem Kopfe bringen. Ich leitete demnach Mittags bey meiner Kostfrau wie von ungefähr das Gespräch auf den Fasching, Musik, Bälle, und kam so auf die Faschingkrapfen, wobey ich bemerkte, daß deren Anfertigung doch immer eine Kunst sey. Diese kam, wie ich richtig gehofft hatte, nun in ihr Element und meinte, es sey nicht nur eine Kunst, gute Krapfen zu backen, sondern es gehöre auch eine gute Hand dazu. »Hören's,« fing sie an, »in obg'triebnen Kropf'n bin i a Masterin, und will Ihne a glei sog'n, wie i's moch, und dehs geht bey mir g'schwind.« 

(Erstes Recept.)

»I nimm 8 Loth Butter, treib's flaumi ob, rühr 4 gonze Eyer und 4 Dotter d'rein, gib d'rzu 3 Eßlöffel gewasserte Germ, rühr's wieder fleißi, und noch'r nimm i a holb Seidel laues Obers, schütt's d'rzu und rühr' dos Gonze in a Pfund Mundmehl, thu a wen'g Solz, 1 Loth g'stoßnen Zucker und 2 Messerspitz Vanili d'rzu und schlog den Tahg bis er blotert. D'rauf staub' i dos Nudlbret mit Mehl, wolg den Tahg holbfingerdick aus, stich runde Platteln d'raus, die ich aufs g'staubte Mehltuch leg, wo i auf jed's Plattl a Häuferl eing'sottne Marill'n gib, donn leg i a onders Plattl d'rauf, lass's nocher longsom aufgehn und bock's in Schmolz aus.«

Jetzt wurde sie schnell in die Küche gerufen und ich empfahl mich. Hatte ich nun doch schon ein Recept erfahren.

Am Abend machte ich meiner Zimmerfrau und ihrem Herrn Gemahl, wie öfter geschah, einen Besuch, aber dießmahl nicht ohne Absicht, denn ich wollte auf eine feine Art noch zu einigen Krapfen-Recepten gelangen. Ich erzählte, daß ich heute durch Zufall zu einem Krapfen-Recept gekommen und es ihnen abschreiben wolle, wenn etwa ihre neue Köchinn, eine Böhminn, damit nicht umgehen könne. Die Zimmerfrau lachte und meinte, wenn mir die Zeit nicht zu lang würde, wolle sie alsogleich hören, ob mein Zweifel Grund habe. Die Köchinn wurde gerufen und ihr gesagt: »Marianka, kannst du auch Krapfen backen?« »Protschpack ne, dos glaub i.« »Nun gut, so sage dem Herrn ein Recept, ich erlaube dir hier zu sitzen, und wenn es gut ausfällt, wirst du auch noch besonders belohnt.« Sie fing an:

(Zweytes Recept.)

»Erstlich müssen’s nehme Weidling sauberes, und wenn's wulln's moch'n Schüss'l vull Kropf'n, mahn i tento Rahmkropf'n, thun's wenigste Pfund Mehl schönes eini, mochn's mitten in Mehl Grübl und thun's - 4 Eye gonzes und 4 Dutte mit 4 Luth zelossenes Butter ranes eini, nehme's 4 Löffel klanes wasserte Germ, bißle Solz und Pfeffe und verrühr'n's olle z'somm recht gut mit Viertl Seidl dobre Rahm. Wenn obi Tahg sulche zu fest wir', müssen's noch klin bißle Rahm dezu nehme, is obi Tahg tento wahch, su stauben's noch bißle Mehl d'ron. Wenn is Tahg rechte gut abschlag'n, nehme's Nudelbret und wolgn's gut aus, wie sogt me dick holbete Finge nit gor, d'rauf nehmes Glasel und thun's ausstech die Kropf'n su long als g'lenkte die Tahg, decken's zu mit Tuch und stelln's in worme Zimmer auf Seit'n bis e geht auf. Drauf nehme's Schmolz in Rein ode Pfonn, und wenn's is nit gor zu haaß, noche könne's schun Kropf'n d'rin bocken. Tack, ale nit ouders müssen's moch'n.«

»Obe wulln's Kropf'n bock'n lepschi, auf andres Manier, wie hut g'west Gusto von Wenzl meiniges, wos is e Kaplar bey tento Regiment Fuhrwesen, su hörn's on Erplikazi meiniges.« 

(Drittes Recept.)

»Do nehme's Pfund Mehl feines, thun's d'runte bißle Zucke und bißle Mili, nehme's Vierting Butte pumali zelossenes und thun's 10 Eyedutte und 3 Löffel Germ gutes in Seidl Obers laues gut obsprudl und noche schütten's Gonze tento in Mehl, schlogn's Tahg tento su long bis geht e gern vun Kuhlöffel, a potem mochn's furt wie hob i sogt voriges Mol bey erste Recept meinige. O jekus, hode Wenzl meiniges imme sogt, to je dobre.« 

Ich machte dieser Redseligkeit durch ein kleines Geldgeschenk ein Ende und wir alle gingen nicht unvergnügt zur Ruhe.

Am andern Tage wurde ich zu Herrn Gutgeld für denselben Abend auf Krapfen geladen, da ihm meine Liebhaberey für diese Speise bekannt und mir die ganze Familie, die Sie selbst kennen, geneigt ist. Der Genuß der präsentirten Krapfen, die mir besser als je sonst schmeckten, und der dazu genossene Wein machten mich aufgeräumt und ich rief aus: Vortrefflich, vortrefflich sind diese Krapfen! Davon wünschte ich das Recept zu haben. »Auch damit sollen Sie bedient werden,« rief die Frau des Herrn Gutgeld. Ich erschrak ohne zu wissen warum; hatte auch keine Ruhe mehr und suchte, als ob ich etwas ahnte, sobald es sich schicklich thun ließ, mich zu entfernen. Schon den kommenden Morgen erhielt ich ein Billet, das für mich so folgereich war, es enthielt:

(Viertes Recept.)

»Man läßt ein Halbseitel Obers mit einem Vierting Butter zerschleichen, gibt 4 ganze Eyer und 4 Dotter nebst 2 Löffel voll gewässerter Germ,

Empfohlene Zitierweise:
Corbinianus Fasching: Berühmte Krapfen-Recepte und die Heirath durch Krapfen. Johann Nep. Fridrich, Wien 1850, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ber%C3%BChmte_Krapfen-Recepte_und_die_Heirath_durch_Krapfen.pdf/2&oldid=- (Version vom 20.8.2021)