Seite:Berens Geschichte der Berens in Riga 1812 048.png

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freundschaftlichen Unterstützung, dasselbe Studium der Medizin sogleich zu ergreifen, und ihm mit allem Eifer obzuliegen. So wurde ich nun bei den ersten damaligen Gelehrten und äußerst würdigen Männern dieses Faches ten[a 1], als bei einem Hofrath Gleditsch[WS 1], Mitglied der dasigen Akademie der Wissenschaften, Deutschlands erstem Botanicus, wie Linneus[WS 2] in Schweden, und seinem damals berühmten Schwager und Doctor legens, Gerhard[WS 3], jetzigem noch lebenden Ober-Geheimen Berg- und Finanz-Rath, nicht allein bekannt, sondern auch auf das Gütigste in ihren liebenswürdigen Familien aufgenommen. Muthvoll trat ich diese für mich ganz neue schwere Laufbahn unter Leitung dieser biedern Männer, und meines Freundes von Güldenstädt, mit allem Eifer an, und hatte noch das Glück, von den damals so berühmten Professoren der Anatomie, Meckel[WS 4] und Walther[WS 5], der Chirurgie, Pallas[WS 6] und Henckel[WS 7], und besonders im ganzen theoretischen und praktischen Cursu der Medizin, von obigem Doctor Gerhard unterrichtet zu werden. So brachte ich ganzer vier Jahre, zwar in den größten Anstrengungen, aber auch mit allen Annehmlichkeiten dieses so nutzreichen Studii in Berlin zu. Jedoch war am Anziehendsten für mich das Fach aller physikalischen Wissenschaften und der Naturlehre, besonders aber der Botanik oder Kräuterlehre, und der Mineralogie. Für mein Herz und die Beförderung aller guten Gefühle für Wahrheit und Gemeinnützigkeit, genoß ich die sanften Lehren eines so edlen, menschenfreundlichen Spaldings[WS 8], und in sittlicher Bildung das Beispiel meines unvergeßlichen würdigsten Lehrers und väterlichen Freundes, des oben genannten Hofraths und Professors Gleditsch und seiner liebenswürdigen Familie, wie auch eines Moses Mendelsohn[WS 9], Sulzer[WS 10], Martini[WS 11] und anderer dasigen würdigen Gelehrten. Ich vollendete fast mein Studium der Medizin daselbst, und hatte nur noch im Praktischen derselben, wie auch in einigen Neben-Wissenschaften, bis zur Docotor-Würde auf irgend einer Universität, das Nöthige hinzuzufügen. Hierzu wählte ich nun die berühmte Akademie Göttingen, wohin ich im Herbst 1768, mit äußerst gerührtem Herzen für so viel genossenes Liebe und Gute in Berlin, in Begleitung meines herzlichen Freundes, Herrn Selle[WS 12], nachmaligen berühmten Arztes und letzten Leib-Medici des großen Königs Friedrich II, abreiste.

  1. ist ten wegzustreichen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Botaniker und Arzt; Johann Gottlieb Gleditsch (Botaniker) (1714–1786)
  2. Schwedischer Botaniker; Carl von Linné (1707–1778)
  3. Mineraloge; Carl Abraham Gerhard (1738–1821)
  4. Mediziner; Johann Friedrich Meckel (1714–1774)
  5. Anatom; ADB:Walter, Johann Gottlieb (1734–1818)
  6. Chirurg; ADB:Pallas, Simon (1694–1770)
  7. Chirurg; Joachim Friedrich Henckel (1712–1779)
  8. Protestantischer Theologe; Johann Joachim Spalding (1714–1804)
  9. Mendelssohn; Philosoph; Moses Mendelssohn (1729–1786)
  10. Schweizer Arzt; ADB:Sulzer, Johann Kaspar (1716–1799)
  11. Mediziner und Naturforscher; Friedrich Martini (1729–1778)
  12. Mediziner und Philosoph; Christian Gottlieb Selle (1748–1800)
Empfohlene Zitierweise:
Reinhold Berens: Geschichte der Berens in Riga. Riga: Julius Conrad Daniel Müller, 1812, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Berens_Geschichte_der_Berens_in_Riga_1812_048.png&oldid=- (Version vom 3.1.2020)