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in Eichstädt und Bamberg, sowie päpstlicher Kämmerling Pius II., † 24. Juli 1475. Seine Schriften sind: 1. Margarita poetica Nurnberg. J. Sensenschmid 1472. 2. Ein Ehestandsbuch: Ob einem Mann sei zu nemen ein eelechs Weib oder nicht. Nürnb. Koburger 1472. 3. Zwo Comedien des sinnreichen Poeten Plauti, nemlich Menächmi und Bachides, sowie eine Comedie Ugolini, Philogenia genannt. Augsb. Ryemann 1511. Auch eine Vorbereitung zum Tode wird ihm zugeschrieben. W. F. 1851, 6 ff. Gödecke Grundriß 1, 140. Aus dem Geschlechte der Herren von Eyb sind 3 Bischöfe hervorgegangen: Gabriel, geb. 1447, Bischof v. Eichstadt 1496 5. Dez. bis 1535 30. Nov. (Biedermann), Martin, geb. 1543, Bischof v. Bamberg 1580 11. Okt. 1583, resignirt, † als Domherr 1594 22. Aug., Johann Martin geb. 1630 30. Aug. Bischof zu Eichstädt 1697 16. April, † 1704 6. Dez. Der erste des Geschlechts, welcher auf dem jezigem Gebiet Württemberg ansäßig wurde, war Georg Wilhelm Eyb, der Gatte Kunigundens von Kaltenthal, welcher 1592 zu Mühlhausen am Neckar saß. Oberamtsbeschr. Cannstatt S. 170.

Während die Herren v. Eyb in den früheren Jahrhunderten sich in die 3 Hauptlinien theilten: Sommersdorf, Vestenberg, von der sich die Nebenlinien Dettelsau und Bruckberg abzweigten, und Eybburg mit der Nebenlinie Runtingen, blühen heutzutage die 3 Linien von Eyb-Rammersdorf, -Eierlohe und -Dörzbach, letztere zertheilt in das ältere und jüngere Haus.


St. Wendel zum Stein, vom Volk die Steinkappel genannt, eine geräumige Kapelle mit der Wohnung des Kapellmanns, liegt auf einem Tuffsteinfelsen hart über der Jagst zwischen Dörzbach und Hohebach, aber näher bei letzterem, in überraschend schöner Lage. Der herrliche Wald im Rücken, die senkrecht aufsteigenden Tuffsteinfelsen, die mächtigen Bäume, welche die Kapelle beschatten, der Blick in die jähe Tiefe und das Rauschen der Jagst zu den Füßen wirken stimmungsvoll auf den Besucher. Die ganze Lage hat viel Ähnlichkeit mit dem Stein im Kocherthal, jener alten komburgischen Propstei Kocherstein bei Ingelfingen, die ebenso in dichtem Laub versteckt von ihrem Tuffsteinfels herniederschaut. St. Wendel zum Stein dürfte wohl eine Nachbildung des Kochersteins sein. Auf steilem engen Pfade steigt man herab auf einen Felsvorsprung, auf welchem die Kapelle steht. Die Kapelle ist in einfachem gothischem Stil gebaut, doch ist an der Südwand noch ein kleines romanisches Fenster. Die 3 Fenster des fünfeckigen Chors mit Sternengewölbe zeigen gothisches Maßwerk mit verschiedenen Füllungen. Die Decke des Chors war bemalt. In demselben ist ein steinerner Altar mit einem marmornen Altarbild. Es stellt einen Ritter im Harnisch mit bloßem Haupte dar, der vor dem Kreuze kniet, ihm gegenüber eine Frau in lose wallendem Haar, zu ihrem Fuß ein

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 505. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_505.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)