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Kirchbrunnens. Ein See befindet sich auf dem Pfarrgut im Hang, der „Pfarrsee“, 2,13 Ar im Flächeninhalt.

Die ländliche Volkstracht wird immer mehr von der städtischen verdrängt. Die Haupterwerbsquellen sind Feldbau, etwas Gewerbe und bei den Israeliten der Handel mit Frucht, Wolle, Vieh, Pferden und Gütern. Die Vermögensverhältnisse der Landbau treibenden Bevölkerung sind im Allgemeinen geordnete. Der Vermöglichste in der Gesammtgemeinde (auf dem Heslachshof) besitzt 80 Morgen Feld und 15 Morgen Wald, der Mittelmann, Häcker genannt, 20 Morgen Feld und 2 Morgen Wald, der ärmere Mann 2 Morgen Feld. Die Vermögensverhältnisse der Israeliten sind zum großen Theil sehr günstig und unterscheiden sich von denen der israelitischen Bevölkerung in den Nachbargemeinden. Die Lage des Gewerbestandes in Hohebach ist mittelmäßig, zum Theil dürftig.

Unter den Gewerben sind besonders die Maurer vertreten, welche auch nach außen arbeiten. An der Jagst befindet sich die Jagstmühle mit 3 Mahlgängen und 1 Gerbgang, einer Sägmühle, Hanfreibe und Gypsmühle, am Forellenbach westlich vom Ort die Bachmühle mit ebenfalls 3 Mahlgängen und 1 Gerbgang und Gypsmühle. Im Ort sind 4 Schildwirthschaften, von denen eine mit einer Bierbrauerei verbunden ist, ein Kaufmann und 4 Krämer. Durch den Ort führt die frequente schöne Poststraße von Mergentheim nach Künzelsau-Waldenburg über Stachenhausen und die alte Poststraße über Weldingsfelden, sowie die Vicinalstraße nach Ailringen, Hollenbach, Mulfingen. Ein mächtiger Bau ist die große steinerne Brücke über die Jagst mit 4 hochgesprengten Bogen, erbaut als Militärstraße für den Verkehr mit dem neu erworbenen Mergentheim von König Friedrich 1810, an den eine gewaltige Säule mit 2 württembergischen Wappen und dem verschlungenen Namenszug F. R. MDCCCX erinnert. Die Brücke hat der Staat zu unterhalten. Über den Hohebach führen 3 Brückchen, über den Forellenbach ein Brückchen und ein Steg, welche sämmtlich die Gemeinde unterhält.

Die großentheils auf den Gehängen und Halden des linken Jagstufers und auf der Hochebene gelegene Markung hat einestheils lehmhaltigen, schweren und naßkalten, anderntheils in der Thalsohle leichten Sandboden, der wenig tiefgründig und steinig ist.

Der Weinbau ist wenig ausgedehnt und seit 20 Jahren zurückgegangen.

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 557. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_557.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)