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sind Ackerbau und Viehzucht. Der Weinbau ist nahezu eingegangen. Von Gewerbetreibenden sind vertreten Metzger mit 3, Schuster 1, Wagner 1, Schmid 1. Auch im Filial Hohenroth befindet sich ein Schuster. Krämer ist einer im Ort und 2 Schildwirthschaften.

Für die Landwirthschaft sind die Lage des Orts am äußersten Ende der Markung, der Mangel an Hofraum innerhalb der alten Stadtmauern, theilweise auch die steilen Berghänge hinderlich.

Früher waren alle Berghänge mit Wein bestockt, seit 80 Jahren ist der Weinbau stetig bis auf 2 Weinberge am Galgenberg zurückgegangen. Im Badberg war damals noch ein Weinberg. Ein Mann vergaß beim Hacken seinen Kittel, der über einem Stock hieng. Am andern Morgen fand er alle Stöcke im Weinberg erfroren, nur den unter dem Kittel verborgenen nicht. Da sprach er: Wenn man für euch noch Kleider braucht, dann ist nimmer auszukommen, und hieb den Weinberg aus. Der Obstbaum wird auch hier mehr und mehr in seinem Werth erkannt.

Die Gemeinde hat an Laubwald 416 Morgen, dessen Ertrag mit 84 Klafter und 12.960 Wellen an die Bürger vertheilt wird. Die Gemeinderechtsbesitzer erhalten zu baulichen Zwecken Stammholz.

Die Weide sammt Brach- und Stoppelweide trägt der Gemeinde 850 M., die Pferchnutzung 1200 M. ein.

Von den Allmanden bekommt jeder Gemeinderechtsbesitzer 2 Stücklein. Die anderweitigen Güterstücke der Gemeinde sind der Schulstelle und dem Schäfer zugetheilt.

Die Rindviehzucht blüht. Das junge Vieh und Mastvieh sind auswärts gesucht.

Schafe laufen Sommer und Winter ca. 350 auf der Markung. Jeder Bürger hat das Recht 4 Schafe zu halten.

Dem Verkehr dient die Straße von Künzelsau-Hermuthausen nach Mulfingen. Von Brücken ist nur eine kleine steinerne über die Klinge vorhanden. An der Mulfinger Brücke hat die Gemeinde Jagstberg die Hälfte der Kosten zu tragen, hat aber dafür das Recht, die Gänse auf den untern Theil des Wöhrds und im Herbst das Vieh auf die Wiesen links von der Jagst zu treiben.

Die Stiftungspflege hat ihre meisten Mittel aus Stiftungen für Jahrtage und Engelämter gewonnen. Es besteht eine Missionsstiftung für eine alle 10 Jahre zu haltende Mission. Erstmals

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 584. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_584.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)