Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau II 681.jpg

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evangelisch waren. Wahrscheinlich während des komburgischen Zwischenbesitzes im dreißigjährigen Krieg fanden katholische Unterthanen Aufnahme. Sicher finden sich solche 1654, welche sich zur Kirche in Oberginsbach hielten, ohne regelrecht dorthin eingepfarrt zu sein. Ad. Phil. v. Muggenthal, der einen Dominikaner Chrysantus als Hauskaplan hatte, baute auf der Stelle des Ökonomiegebäudes eine kleine Kapelle, von der eine in den letzten Jahren bei einer baulichen Veränderung gefundene Denkmünze (runde Silberplatte) mit der Inschrift Zeugnis gab: † Zu der ehre Gottes und Mariä seiner lieben mutter ließe diese capellen bauen der wohlgeborne herr Adam Philipps Freiherr von Muggenthal auf Hexenacker, Leyb- und Meßbach, dessen seele Gott gnädig seyn wolle. aufgerichtet im Julio anno 1690. Von 1743 an wurden die Amtshandlungen des Pfarrers von Dörzbach bei den Evangelischen in Meßbach erschwert und ihm ein Revers abgefordert. In diesem Jahr besetzten die Meßbacher unter Leitung des Amtsvogts den Eingang ins Dorf, als der Pfarrer zur Konfirmirung einer Taufe nach Meßbach kam, und hatten sich mit Prügeln, Gabeln, Hacken und Kärsten bewaffnet. Ebenso wurde dem Pf. von Dörzbach 1778 ein Revers abverlangt, als er dem sterbenden Schultheißen Dosch, der seinem evangel. Glauben treu blieb, das heil. Abendmahl reichte.

Als 1772 der Kommenthur Karl v. Eyb Besitz von Meßbach ergriffen hatte (nach einem Prozeß mit dem Deutschorden), verlangte er, daß die evangelischen Unterthanen sich durch den Kapuzinerpater Joachim von Bartenstein, der seit 1771 in Meßbach pastorirte, trauen und beerdigen, sowie ihre Kinder taufen lassen sollten (Dörzbacher Kirchenbücher), und brachte allmählich den ganzen Ort zum katholischen Glauben. Nachdem 1776 die Kirche und 1782 das Pfarrhaus erbaut worden war, wurde ein Pfarrfond gegründet, für den noch Friedrich Karl von Eyb einen Schmuck im Werth von 4400 fl. hinterlassen hatte. Sein Bruder Jul. Fr. Franz gab noch 3600 fl. Der ganze Pfarrfond wurde auf das Klosteramt Wechterswinkel angelegt. Unterm 30. Mai 1783 wurde die Pfarrei errichtet und der seit 1775 hier befindliche Kurat Jüngling zum Pfarrer ernannt.

Pfarrer: Pater Joachim, Kapuziner v. Bartenstein 1771–72. P. Protasius 1772. P. Bruno 1773. P. Berard Stöckert v. Karlstadt, Minorit 24. Dez. 1773. Joseph Neuberger Pf. in Ober-Ginsbach 1774–75. – Diese als vorübergehende Seelsorger. Georg Jos.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 681. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_681.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)