Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau II 691.jpg

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Bezirk. Auf der Höhe westlich über dem Jagstthal das alterthümliche einstige Städtchen Jagstberg mit seinem schloßartigen Pfarrhaus und seiner Kirche, zu seinen Füßen auf dem linken Jagstufer, von Pappeln umgeben, die schmucke St. Annakapelle, die waldgekrönten Höhen und die rebenreichen Berghänge bilden zusammen ein liebliches Landschaftsbild. Der Ort hat sich an den beiden Seiten des Roggelshäuser Baches, der mitten hindurch fließt, theils in der Thalsohle, theils in erhöhter Lage angesiedelt. Das Klima ist bei der geschützten Lage des Ortes ziemlich mild. Frühlingsfröste und kalte Nebel kommen vor, jedoch selten mit schädlicher Wirkung. Gewitter sind häufig. Hagelschlag kehrt nicht gerade oft wieder. Als Wetterscheiden gelten die Mauthenklinge und der Ackerstutzbuckel. Die Übergänge von Winterkälte und Sommerwärme und umgekehrt sind sehr rasch und fast unvermittelt.

Auf dem Berghang über dem rechten Ufer des Roggelshäuser Baches stehen, das Dorf gleichsam beherrschend und beschützend, die Kirche obenan, dann nach Südosten das Pfarrhaus, nach Westen Schule und Rathhaus und die Josephspflege.

Die Kirche, dem heiligen Kilian geweiht, war ursprünglich vom Gottesacker umgeben. Durch mancherlei Restaurationen und Veränderungen hat sie ein zwar nicht stilgemäßes, aber sehr würdiges und freundliches Aussehen im Innern bekommen. Der Chor, ursprünglich im Unterstock des Thurmes, wurde nach der Pfarrchronik 1693, aber wahrscheinlich 1593 unter Bischof Julius, welcher gestattete, 700 fl. vom Vermögen der St. Annakapelle dazu zu nehmen, an der Westseite der Kirche angebracht und in gothischem Stil, wie ihn Bischof Julius z. B. bei der Kirche in Amrichshausen anwandte, gebaut; zugleich wurde das Schiff der Kirche erhöht. Nach dem Jagstb. Lagerbuch war die Kirche im 16. Jahrhundert abgebrannt, s. unten Roggelshausen. Im Anfang der 1870er Jahre wurde der Chor mit schönen Wandgemälden aus dem Leben Johannis des Täufers und Kilians nach den Entwürfen des Maler Kolb geschmückt und erhielt einen gothischen Hochaltar. Das hohe große Schiff der Kirche enthält den alten Frühmeßaltar zu St. Leonhard und den Marienaltar, neben welchem sich die Grabstätte des Dekan Baumann mit Grabtafel befindet. Der Thurm ist im Verhältnis zu dem hohen Schiff und Chor zu nieder und hat eine unschöne mit Ziegeln gedeckte Kappe. Über der Südthür des Thurmes, die im Spitzbogen gewölbt und mit Wülsten geziert ist, findet

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 691. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_691.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)