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sich die Zahl 1609 und ein Steinmetzzeichen eingehauen. Auf dem Thurm hängen 3 Glocken, von denen die beiden älteren in schönen Majuskeln die Umschrift haben:

1. Ave maria gratia plena dominus tecum benedicta tu in mulieribus. MCCCCCVIII 2) Ave maria gr. plena benedicta tu 1510. Die dritte von Lösch umgegossene Glocke hat die Inschrift: Ave maria gratia plena Ann. supra (vielleicht ursprünglich sal. repar.) MCCCCCVIII gegossen. 1759 ist diese Glocke wieder neu nach Mulfingen umgegossen worden. J. L.

Im Schiff der Kirche findet sich noch ein altes sehr verstümmeltes Grabdenkmal eines Ritters ohne Inschrift und ohne Wappen. Hinter der Kirche gegen Norden zieht sich der 1876 bedeutend erweiterte Gottesacker am Berghang hinan.

Von der Kirche führt zu dem alten, aber stattlichen und wohlunterhaltenen, von Gärten umgebenen Pfarrhaus eine kleine Pforte mit der Jahreszahl 1603. Die Baulast hat die Pfarrstelle, bei bedeutenderen Bauten in subsidiärer Weise der Interkalarfond. Die Unterhaltung der Kirche ist Sache der Stiftung, beziehungsweise der Pfarrgemeinde. Thurm, Stühle und Orgel hat letztere allein zu unterhalten, die Blasebälge Stiftung und Gemeinde je hälftig.

Das schöne, große Schulhaus steht etwas unterhalb der Kirche. Ursprünglich Amthaus der Grundherrschaft, wurde das Haus 1852 von der Gemeinde um 4000 fl. angekauft und zum Schulhaus eingerichtet. Es enthält 2 Lehrzimmer, die Wohnung des Schullehrers und des Unterlehrers, sowie das Rathzimmer und einen Saal für die Gemeindeversammlungen.

Das alte Schulhaus hart neben dem jetzigen Schulgebäude wurde 1782 gebaut und 1853 von dem Vorstand der Kinderrettungsanstalt Josephspflege angekauft, für die Zwecke einer Rettungsanstalt eingerichtet und 1854 am 11. Januar als Knabenanstalt eröffnet. 1855 wurde für die wohlthätige Anstalt noch das frühere Zentgrafenhaus, welches später Gasthaus zum Lamm war, angekauft und erweitert. Dieses Haus, im untern Dorf am Bache gelegen, dient jetzt als Knabenhaus, das obere als Mädchenhaus. Die ganze Anstalt wird von 9 barmherzigen Schwestern geleitet. Dieselben erziehen und unterrichten 90 bis 100 Kinder kathol. Glaubens aus allen Theilen Württembergs. Ihren Namen trägt die Anstalt nach dem verstorbenen Bischof

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 692. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_692.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)