Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau II 719.jpg

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gehört zur minder wohlhabenden im Bezirk. Der höchstbegüterte besitzt 15 Hektar, der Mittelmann 5 Hektar, der geringste Besitz ist 60 Ar.

Auf angrenzenden Markungen besitzen die Ortsbürger 10 Hektar. Die Haupterwerbsmittel sind Feldbau, Viehzucht, Weinbau und Obstzucht.

Der Weinbau ist sehr ausgedehnt. Die besten Lagen sind die untern. Der Wein ist mild und geschätzt.

An Wald besitzt die Gemeinde 70 Morgen Laubholz, welche jährlich 2 Raummeter und 50 Wellen Ertrag geben.

Die nicht besonders gute Weide, welche der Gemeinde gehört, wird vom Ortsschäfer und Privaten benützt. Es gehen 150 Stück Rauhbastarde auf der Weide. Die Pferchnutzung wirft der Gemeinde 230 M. ab.

Die Allmanden sind theilweise an die Bürger verliehen, theilweise verpachtet. Der Pachtertrag ist 290 M.

Unter den Gewerben sind Zimmerleute und Maurer am stärksten vertreten. Sie arbeiten vielfach auswärts, besonders in Künzelsau.

Der älteste Zeuge des Alterthums auf Nagelsberger Markung ist die alte Zarge am untersten Fuß des Hasenbergs nahe bei der Mündung des Deubachs in den Kocher und an der Straße nach Ingelfingen. Ursprünglich ein trapezförmiges Gebäude, dessen schmale Nordseite ca. 20 Meter lang erhalten, während von der östlichen und westlichen Mauer nur noch ein kleiner Theil vorhanden ist, dürfte es ein festes Haus gewesen sein. Die Mauern sind etwa 4′ dick. Die Umfassungsmauer hatte keinerlei Thüröffnung zu ebener Erde, nur kleine Luftlöcher, dagegen 8 Meter über dem Boden Gemächer, worauf die noch erhaltenen Tragsteine hinweisen. Das Haus beherrschte die Thalstraße und den alten Verbindungsweg Künzelsaus und seiner Umgebung mit der Kaiserstraße, wie denn heute noch ein besonders von den Wallfahrern begangener Weg hinter der Zarge nach Dörrenzimmern und dem Jagstthal führt.

Nach H. Bauers Vermuthung war hier der eigentliche Sitz der Familie, zu welcher die edle Mechtild gehörte, da auf dem gegenüberliegenden Kocherstein nie ein castrum war. Der eigentliche Name des Hauses wie die Zeit seiner Zerstörung ist nicht bekannt; schon 1343 heißt es die Zarge d. h. Ruine. cfr. Z. f. W. F. 1855, 62 ff. 78 f. 1856, 130. 144. Nach der Urkunde von 1149 im Komburgischen Registraturbuch Z. f.

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 719. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_II_719.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)