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benachbarten Lettenkohle. Die Orte im Thal sind meist auf Pumpbrunnen in der Thalsohle angewiesen, die bei umsichtiger Anlage gutes Trinkwasser liefern, das den reichlichen, aber meist gypshaltigen Quellen aus der Anhydritgruppe vorzuziehen ist.

Wie im Kocherthale bei Hall, so treten im Jagstthale zwischen der Gaismühle und Kirchberg die Encrinitenbänke in die Thalsohle und bildet auch hier die Jagst, wie der Kocher bei Gelbingen, eine Reihe eng gewundener Schlingen. Mit dem Weiler Hürden tritt die Jagst in das Wellengebirge ein, bei Langenburg ist sie im Wellendolomit. Darüber wird unterhalb des dortigen Schloßes der Gyps des mittleren Muschelkalks abgebaut; der vorderste dem Thal zugewendete Thurm des Schlosses steht auf den geschlossenen Kalkbänken der Encrinitenschichten. Den Felsen von Langenburg bildet der obere Muschelkalk, dessen oberste Schichten an der Ziegelhütte aufgeschlossen sind. Ihr Trinkwasser hat die Stadt aus der Lettenkohle bei Atzenroth. In ganz ähnlicher Lage wie Langenburg ist Jagstberg. Die untersten Häuser des Dorfes stehen auf Encrinitenbänken, die Kirche schon höher, in der Ecke der alten und neuen Straße nach Hermuthhausen liegt das Bonebed des Muschelkalks mit den Trigonoduskalken, der Brunnen weiter oben neben der Straße kommt aus der Lettenkohle.

An der neuen Straße von Oberregenbach nach Laßbach sind petrefaktenreiche Bänke der Nodosusschichten, mit der Bank der Terebratula cycloides aufgeschlossen; oberhalb Jagstberg, unterhalb Oberregenbach und Bächlingen sind diluviale Ablagerungen im Thal, in welchen an dem letzteren Ort der Backenzahn eines Mammuths gefunden worden sein soll. Noch weit häufiger, als im Kocherthal zwischen Geislingen und Kocherstetten, sind die Kalktuffe im Jagstthale an zwei Punkten bei Oberregenbach, oberhalb Buchenbach, unterhalb Heimhausen, bei Mulfingen und an zwei weiteren Punkten unterhalb der Einmündung der Ette.

Kein Gebirgsglied unseres Bezirkes ist wieder so sehr geneigt, senkrechte Steilwände zu bilden, als das die unteren Gehänge des Kocher- und Jagstthales bildende Wellengebirge. Von der Grenze des Bezirkes bis Kocherstetten und Ailringen winden sich die beiden Flüsse auf der engen Thalsohle, zwischen den meist dicht bewaldeten steilen Abhängen in zahlreichen kurzen Krümmungen von einer Thalseite zur andern und bilden überall, wo sie den Bergabhang berühren, oder bei einem früheren Lauf

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 019. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_019.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)