Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau I 062.jpg

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Bergfried, ihren mit Epheu hochbewachsenen Mauern und den schirmenden Thürmen und Rundgängen. Tief unten im Thal sehen wir auf den Straßen von Kocherstetten die Kinder spielen, die Alten in der Arbeit sich tummeln, weiter im Nordwesten sendet Künzelsau seinen Gruß herüber. Auf den jenseitigen Uferhöhen des Kochers und über der südlichen Schlucht prächtiger Laubwald, rechts und links an den Thalgehängen das hellere Grün des Weinstocks. – Auf dem nächsten Ausläufer steht der hochgelegene Weiler Vogelsberg durch den Wald gegen Westen geschützt, während auf einem zweiten südlicher gelegenen das jetzige Jagdschloß des Fürsten von Hohenlohe-Langenburg, die einstige kleine Burg Thierberg, dahinter der Weiler gleichen Namens, aus waldreicher Umgebung ins Thal hinab sieht. In der Thalschlucht nördlich vom Thierberg bergen sich, ihren Namen rechtfertigend, der sonnige Sommerberg und der kalte vereinsamte Winterberg. Die vielen reichen Parzellen der Gemeinde Laßbach, meist durch hohe Pappeln in ihrer freien und hohen Lage gekennzeichnet, zur Linken lassend, gelangen wir durch dichten Wald am Wildpark des Fürsten von Hohenlohe-Langenburg mit seinem fremdländischen Gewild über das in einer kleinen Mulde sich bergende Zottishofen und das hochgelegene Jungholzhausen zum Schaalhof, der mit seinen wetterabhaltenden Pappeln weithin sichtbar ist und noch einmal die gewohnte Aussicht gewährt. Hinter einem niedrigen Hügel birgt sich der schöne Dörrhof, während im Südosten die Kirche von Orlach O.A. Hall wie eine feste Burg auf stolzem Bergeshang über einer tiefen Schlucht herüber sieht.

Auf steilem Pfade steigen wir hinab ins Kocherthal nach dem ansehnlichen stadtähnlichen Braunsbach. Das Thal ist erst enge, die Thalwände steil, der Morgen- und Mittagssonne nur wenige Flächen bietend, daher der Weinbau spärlich. Muntere Waldbäche brechen bald zur Rechten bald zur Linken aus tiefen steilen Schluchten hervor, geben den Thalgehängen lebensvolle Gliederung und Abwechselung und bilden bei ihrer Mündung saftige Wiesengründe und sonnige Flächen für die freundlichen Ortschaften, Städtchen, Dörfer, Weiler, die nun bis Niedernhall in ununterbrochener Folge auf 2–3 km Entfernung sich an einander reihen, 4 auf dem linken, 6 auf dem rechten Ufer: hier das rührige, gewerbthätige Braunsbach, angelehnt an eine Berghalde und theilweise in die Rinne eines rauschenden Waldbaches gebaut, beherrscht von den Resten seiner

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 062. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_062.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)