Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau I 156.jpg

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4. Als Ersatz für die Drainage findet sich im Bezirk, namentlich auf dem weißen Feld, wie in Hollenbach, Hermuthausen, Steinbach, Bühlhof u. a. O. der schmale Beetbau, sog. Bifänge von 4 bis 6 Furchen. Die Gründe hiefür sind die, daß das Wasser besser abfließen, der Boden besser austrocknen kann und bei nasser Witterung nicht so fest gebunden wird, weil seine Oberfläche größer wird. Die Nachtheile dieses schmalen Beetbaus zeigen sich bei der Arbeit, beim Fuhrwerk und im ungleichen Reifen des Getreides. Von diesem schmalen Beetbau auf der Höhe ist wesentlich zu unterscheiden der schmale Beetbau an den Abhängen im braunen Feld. Da finden wir Bifänge von 4, selten von 6 Furchen. Diese sind alle horizontal gezogen, d. h. am Abhang in einer solchen Richtung, daß das Wasser in den Furchen nicht oder nur sehr langsam abfließen kann. Man will dem Abflößen der Erde dadurch vorbeugen. Es ist aber noch ein anderer Grund für dieselben anzuführen. Das Pflügen an den Bergabhängen ist wegen der herabdrückenden und herabfallenden Erde immer beschwerlich, namentlich bei der Furche, die hinaufgeschlagen werden soll. Man hilft sich in vielen Gegenden mit dem Wendpflug und ackert alles abwärts. Im Bezirk Künzelsau und auch in den angrenzenden Gegenden hilft man sich dagegen mit den 4furchigen Beeten. Mittelst derselben ist es möglich, die eine, nemlich die obere Hälfte des Beetes, die wagrecht liegt und sogar nach oben sich vertieft, bequem nach oben zu ackern. Beim Eggen hat man dann den Vortheil, daß sich der Boden der neuen Bifänge in die Furchen macht, also der der obern Hälfte sogar nach oben, womit einem Abwärtsdringen der Erde durch die Arbeit auf dem ganzen Acker vorgebeugt ist. Es läßt sich deshalb gegen diese Beeteintheilung kein absprechendes Urtheil fällen.

5. In Beziehung auf den Einbau gelten für genannte Bodenarten folgende Regeln: Im braunen und aufgeschwemmten Boden gedeiht der Dinkel besser als der Roggen wegen des stärkeren Ausgefrierens, wegen des starken Schneckenfraßes und wegen des geringeren Gehaltes an Sand, im weißen Feld ist der Roggen eine Hauptfrucht. Ebenso herrscht im braunen Feld und in der Thalsohle die Gerste, auf der Höhe der Haber vor. Von den Hülsenfrüchten finden sich im weißen Feld nur Wicken, untermischt mit Haber. Der Reps gehört fast ausschließlich der Höhe an. Im aufgeschwemmten Boden der Thäler, namentlich in den Äckern, die sandig sind, gedeiht die Kartoffel

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_156.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)