Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau I 173.jpg

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nach Bodenhof, Niedernhall nach Hermersberg; Meßbach bekommt aus dem eigenen Ort und Dörzbach Arbeiter genug, so auch Aschhausen. Der Mangel an Fabriken namentlich (es sind nur 3 im Bezirk, die Lederfabrik in Künzelsau, die Goldwaarenfabrik in Ingelfingen, die Weberei in Niedernhall) bewirkt, daß die Landwirthschaft sich über Mangel an Arbeitern nicht beklagen kann.

Der Lohn an Dienstboten ist im ganzen hoch; er besteht bei den größeren Grundbesitzern in Geld, bei kleineren Landwirthen außer Geld auch noch in Kleidern, Stiefeln, Weißzeug.

4. Bedeutende Verbesserungen können nicht viel aufgeführt werden. Zwar ist durch Straßenbau von den Thalorten auf die Höhe in den letzten 25 Jahren sehr viel geschehen, so daß die einzelnen Güter auf der Höhe verbessert werden können und dieselben auch im Preise bedeutend gestiegen sind, so namentlich in Criesbach, Crispenhofen, Westernhausen. Es sind auch schon schöne Ausgaben gemacht worden für Feldweganlagen. Zottishofen und Jungholzhausen sind die Gemeinden, welche in dieser Beziehung nach dem Gesetz ihre Verbesserungen ausgeführt haben. Auch andere Gemeinden haben schöne Opfer gebracht, vor allem muß hier Westernhausen und Mulfingen genannt werden, dann aber auch Ingelfingen, Niedernhall, Morsbach, Büttelbronn, Ailringen, Aschhausen, Oberkessach, Belsenberg, Ebersthal, Steinkirchen u. a. – Aber es bleibt noch viel zu thun übrig. Wenn die Vermögensverhältnisse besser wären, dann könnte noch mehr geleistet werden.

5. Eine Eigenthümlichkeit des Bezirks, welche vom Urbarmachen der Muschelkalkhalden herrührt und belästigend auf den landwirthschaftlichen Betrieb wirkt, sind die senkrecht an den Thalabhängen sich herabziehenden Steinriegel. Es sind dies langgestreckte Steinreihen in der Breite bis zu 5 oder 6 Meter und in einer Länge bis zu 80 oder 100 Meter. Sie finden sich mehr an dem obern Theil der Abhänge, treten in den Weinbergen deutlicher und zahlreicher auf als auf der Winterseite des Thales. Sie sind entstanden durch das Zusammenlesen der herausgegrabenen Steine. Wegen der Unzugänglichkeit im Fahren können sie schwer beseitigt werden. Es ist viel Platz, der dadurch verloren geht. In Meßbach werden diese Steinriegel durch einen Feldkalkofen gebrannt und das Produkt auf den Äckern verwendet.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_173.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)