Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau I 239.jpg

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er mehrere Wochen bleiben mußte, und Krautheim geschleppt, wo man ihn gegen Lösegeld mit Empfehlungsschreiben an den Rath zu Heilbronn d. d. 27. April entließ, damit der alte Herr im dortigen Klosterhof seine Ruhe habe Oechsle S. 93. 94. Im Kloster durfte nur der junge Professe Laur. Döllinger aus Röttingen bleiben, mußte aber den Roßknechten dienen.

In Schönthal stießen auch die Aufständischen von Öhringen mit Jäcklein Rohrbach von Böckingen und Hall zu dem Bauernheer, das bis zu 8000 Mann anschwoll.

Inzwischen war nemlich der Aufstand auch im Süden des Bezirks und im Haller Gebiet ausgebrochen. Dort hatte schon 1524 der wohlgelehrte Präzeptor Johann Walz im Haller Barfüßerkloster den Bauern auf den Kirchweihen „die evangelische Freiheit“ gepredigt. Die Pfarrer von Lorenzenzimmern und Orlach hatten ihm beigestimmt aber „zogen, als es Ernst wurde, die Pfeifen ein“. Jetzt kamen die zwölf Artikel in die Gegend. Der Rath schickte Phil. Schletz und Hans Wetzel bei den Bauern herum und versprach ihnen dieselben Erleichterungen, die andere Herrschaften gewähren würden. Aber die Antwort, welche 2 Bauern von Reinsberg gaben, war: „Wir sind lang unter der Bank gelegen, wir wollen auch einmal auf die Bank“. Schon jetzt kamen Bauern der Gegend z. B. von Jungholzhausen und Elzhausen mit andern auf dem Grünbühl OA. Öhringen und besonders in Braunsbach zusammen. Am Sonntag Judica 2. April Nachts, als die Bauern hinter dem Wein gesessen, begann der Aufruhr in der Mühle zu Braunsbach (die Müller an Kocher und Jagst gehörten zu den eifrigsten Wühlern). Erst waren es nur 7 Mann, der Hamenstricker Hödlin von Enslingen, Veit Lang und Lienhart Seitzinger von Geislingen voran, aber bald war die Bauerschaft des ganzen Dorfs gewonnen. Nun giengs mit gewehrter Hand über Orlach, Haßfelden, Altenberg (cfr. Hoffmann bei Oechsle S. 394) nach Reinsberg, wo sie Pf. Herolt mitnahmen. In Bezug auf den weitern Gang der Ereignisse bei diesem Haufen, der immer mehr anschwoll, „als ob es Bauern schneite“, und die schmähliche Flucht der 4000 beim ersten Schuß bei Gottwollshausen am 4. April müssen wir auf Herolts meisterhafte Schilderung verweisen. Ein Theil der Geflohenen schlug sich zu den Öhringern und zog mit ihnen nach Schönthal, wohin sich auch die aufs Neue aufgemahnten Bauern z. B. von Gelbingen begaben. Herolt S. 85 ff. 96. 116.

Im östlichen Theil des Bezirks schloßen sich die Bauern von Hollenbach (Clemens v. Hollenbach Oechsle S. 136), Dörzbach (der große Lienhard v. Dörzbach OA.Beschr. Mergenth. S. 277), Kocherstetten, Buchenbach (Langenburg und Bartenstein) an den Tauberhaufen und die aufständischen Unterthanen des Deutschordens an. Oechsle S. 143. (Wegen Theilnahme an der „Bauernlust“ wurden später auch die Orte Eberbach, Heimhausen, Nitzenhausen, Mäusdorf, Steinbach, Oechsle S. 238, bestraft.) Die Ailringer hatten bei der ersten Aufmahnung beim Deutschorden Rath und Hilfe gesucht, aber dann mit denen von Roth, Hollenbach, Hohebach, Dörzbach, Rengershausen, Nitzenhausen die Feste Jagstberg bedroht. Der Amtmann Phil. v. Berlichingen floh, da er von Würzburg keine Hilfe erhielt, bei Nacht. Der Keller Reinhausen wurde von den Bauern gefangen und mußte

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_239.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)