Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau I 272.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

3. Das Haus des Feist Strauß, bis 1850 Apotheke, einst das Mainzer Haus.

4. Das Stettensche Haus mit Stall und Keller, ca. 1680 von Wolf Christoph von Stetten erbaut, jetzt im Besitz des G. F. Bauer und des Schreiner Lochstampfer.

5. Das Haus des Kaufmann Munder in der Morsbacher Straße, die hintere Farb, einst die geistliche Verwaltung, Komburg gehörig. Es trägt die Jahrszahl 1634.

6. Unweit der Glocke ein altes Holzhaus mit den Wappen von Stetten, Mainz, Würzburg und der Inschrift: Hans Wegele 1596.

7. An der Kelter ist das Wappen des Abt Ernfried von Komburg (Vellberg-Sulz).

Die Einwohner von Künzelsau sind ein körperlich gesunder Menschenschlag, bei dem hohes Alter keine Seltenheit ist, aber im Ganzen wie der fränkische Volksstamm weniger kräftig, als die Schwaben, dagegen geistig aufgeweckt, im praktischen Leben gewandt und anstellig, lebhaft und regsam. Sie lieben es sich im Ausland umzusehen. Ganz besonders geht ein starker Zug nach England seit 70 Jahren. Zuerst gieng Joh. Michael Ebert geb. 1771, dann Christian Friedrich Ebert geb. 1775 als Schweinemezger nach England. Beide kamen in gute Verhältnisse. Seitdem sind ihnen aus Künzelsau und Umgegend eine Menge junger Leute nachgefolgt, die dort ihr Glück gemacht und gerne in späteren Jahren wieder heimgekehrt sind. Rühmend hervorzuheben ist der Wohlthätigkeitssinn auch bei minder Vermöglichen. Schon 1573 erwarben sich die Künzelsauer für ihre aufopfernde Hilfe, als in Mulfingen die Brücke vom Hochwasser weggerissen ward, zum Dank Zollbefreiung von Würzburg. 1603, als der Deutschorden gegen das Schloß Stetten ziehen wollte, schützten die Künzelsauer Bürger die Herrn von Stetten.

Fleiß und Sparsamkeit haben den Nahrungsstand der Einwohnerschaft günstig gestaltet, an gutem Verdienst fehlt es in der gewerbreichen Stadt nie. Vergnügungsfeste kennt man in Künzelsau nicht, auch keine Kirchweihe. Nur alle paar Jahr ist ein Kinderfest. Häufig sind dagegen die „Metzelsuppen“. Dem leichten Erwerb entspricht ein gewisses behagliches Leben des lebenslustigen, gesangesfrohen Volkes.

Wie allen Franken, so ist auch den Künzelsauern eine Neigung zum harmlosen Necken ihrer Umgebung eigen, welche Neigung durch das kräftige Selbstbewußtsein eines Bürgerthums

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 272. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_272.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)