Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau I 322.jpg

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in A., jetzt in Privathänden und von vier Familien bewohnt.

Das Schulhaus, etwas höher als das Dorf gelegen unterhalb der Kirche, ist ein großes, 1840 neu erbautes Gebäude. Es enthält im ersten Stock zwei helle freundliche Lehrzimmer und im zweiten Stock die Wohnung des Schullehrers. An der Schule arbeiten ein ständiger und ein unständiger Lehrer.

Das Rathhaus, ein sauber getünchtes wohlunterhaltenes Haus, über dessen Alter nichts bekannt ist, steht mitten im Dorf an der Hauptstraße nach Hohebach und enthält sämmtliche für die Gemeindeverwaltung nöthigen Gelasse. Schule und Rathhaus sind von der Gemeinde zu unterhalten. Außerdem besitzt die Gemeinde noch ein Armenhaus und ein Schafhaus.

Die Einwohner sind von mittelkräftigem Bau, besonders die Frauen sind von zarter Konstitution, aber ausdauernd bei der anstrengenden Arbeit, welche das bergige Terrain, das für den Ackerbau benützt wird, erheischt. Gegenwärtig sind sechs Personen über 80 Jahre, darunter eine 84 Jahre alt.

Im Allgemeinen ist Fleiß und Sparsamkeit, religiöser Sinn und Ordnungsliebe vorherrschend. Eigenthümliche Tracht und Sitten sind vollständig verschwunden.

Der Grundbesiz des Vermöglichsten beträgt 18 Hektar 37 Ar Feld und 4,68 Hektar Wald, der des Mittelmannes 7 Hektar Feld, 1 Hektar Wald, der der ärmeren Klasse 94 Ar. Auf auswärtigen Markungen besitzen die Ortsbürger 60–70 Morgen. Im Ganzen gehören die Vermögensverhältnisse der Ortsbürger zu dem besseren Mittelschlag. Die Haupterwerbsquellen sind Feldbau und Viehzucht, in zweiter Linie Weinbau und Obstzucht.

Die ziemlich große und wohlabgerundete Markung hat im Thal fruchtbaren, tiefgründigen, humusreichen Boden, auf den Höhen ist der Boden leichter und steinig. Das Klima ist mild, Hagelschlag selten, Gewitter nicht gerade häufig.

Die Hebung der Landwirthschaft findet ihre Hindernisse in dem bergigen Terrain und dem Mangel an Absatz für ihre Produkte bei der Entfernung von der Bahn.

Der Weinbau ist nicht von großer Bedeutung. Die beste Weinberglage ist auf der Röthel, der höchste Ertrag des Morgens 12 Hektoliter. Der Eimer des hiesigen, ziemlich angenehmen und haltbaren Weins erzielte in den letzten zehn Jahren

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 322. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_322.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)