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1611 wurde von Hans Scheffer aus Heilbronn eine Orgel geliefert. Die Empore ließ Herr v. Lichtenstein durch einen Mönch mit den Bildern der Apostel und Evangelisten, Moses und der 4 großen Propheten schmücken. Von ihm stammt wahrscheinlich auch die Darstellung des heil. Abendmahls und der Taufe, die Bilder des heil. Sebastian und der heil. Cäcilie über dem Altar, welcher an dem die beiden Chorabtheilungen trennenden starken Pfeiler angebracht ist. Ein Altarschrein, in welchem der heil. Georg mit 2 Bischöfen in halberhabener Arbeit dargestellt war, während auf der Innenseite der Flügelthüre die heil. Barbara und Katharina, auf der Außenseite die beiden Bischöfe gemalt waren, ist 1865 verkauft worden. Derselbe soll von feiner Arbeit und charaktervoller Darstellung der Personen gezeugt haben. 1871 wurde noch ein altes Marienbild verkauft. Dagegen ist in der Kirche ein ganz herrliches, großes, leider vom Steinfraß stark ergriffenes Grabdenkmal Albrechts von Crailsheim und seiner Gemahlin Anna geb. v. Crailsheim. Die Inschrift, die jetzt theilweise nicht mehr leserlich ist, lautete nach einer Notiz im Kirchenbuch von 1791: Anno domini 1593 am 28. Tag Augusti ist in Gott selig verschieden der edel und vest Albrecht von Crailsheim ..... Die trefflich ausgeführten Gestalten in schöner Gewandung sind nicht der Herr von Lichtenstein und Helene Marie von Stetten, wie Bauer will W. F. 1857, 253. 16 Ahnenwappen umgeben das Ganze, das getragen ist von 2 Atlanten mit Pferdefüßen. Das Denkmal könnte von Simon Schlör in Hall gefertigt sein.

Auf dem Thurm hängen 3 Glocken. Die große im Jahr 1652 gegossene hat die Umschrift: Wolfgang Roth von Nürnberg hat mich gegossen. Aus dem Feuer bin ich geflossen. Auf der einen Seite steht: Hans Georg v. Lichtenstein uff Geyersberg, Braunsbach, Stain und Ippesheim. Helene Marie v. Lichtenstein geb. von Stetten, auf der andern Seite ihre beiden Wappen und Johann Dietrich Taurinus pastor E. C.

Die mittlere ist 1861 von C. König in Langenburg umgegossen.

Die dritte in schwer leserlicher Schrift: S. Johannes. S. Mateus. S. Marcus. S. Lucas. Marcus.

Die Kirche war vom Kirchhof und dessen Mauer umgeben. In der südwestlichen Ecke stand noch ein alter Wartthurm mit Gefängnissen, so daß das Schloß mit der Kirche acht Thürme zählte.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 426. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_426.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)