Seite:Beschreibung des Oberamts Kuenzelsau I 429.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Anzuerkennen ist der Friede, in welchem die 3 verschiedenen Bestandtheile trotz der überaus verwickelten Rechtsverhältnisse zusammenleben.

Braunsbach gehört zu den weniger bemittelten Gemeinden des Bezirks. Doch ist ein solider Mittelstand vorhanden. Der größte Grundbesitz in einer Hand beträgt 26 Hektar an Feld und 4 an Wald; der Mittelmann besitzt 4–5 Hektar, die ärmere Klasse wenigstens ein Äckerlein. Auf der Markung Geislingen besitzen die Ortsbürger ca. 7 Hektar. Die Haupterwerbsmittel sind Feldbau und Gewerbe. Unter den Handwerkern sind Maurer und Steinhauer am stärksten vertreten. Dieselben arbeiten viel nach Außen.

Kaufleute und Krämer sind 12 im Ort. Von den 5 Schildwirthschaften sind 2 mit einer Brauerei verbunden. Der Haupthandelszweig der Israeliten ist Viehhandel. Die Mühle am Kocher mit einem Gerbgang, 3 Mahlgängen, Hanfreibe und Gipsmühle war früher herrschaftlich, wurde aber 1731 von Freiherr von Greifenklau in Erbbestand gegeben und ist jetzt Privateigenthum. Außerdem ist eine Sägmühle vorhanden. Ein Frachtfuhrmann fährt nach Hall und Künzelsau. Auch besteht eine Post- und Telegraphenanstalt. Ein Postwagen vermittelt den Verkehr zwischen Hall und Künzelsau.

Eine schöne Staatsstraße führt auf der in den 50er Jahren angelegten Orlacher Steige ins Jagstthal und nach Langenburg; die Straße von Hall nach Künzelsau ist Vizinalstraße, über den Kocher führen 2 hölzerne Brücken, über den Mühlgraben eine steinerne, über den Bach ein steinernes Brückchen und mehrere hölzerne Stege. Neuerdings ist er theilweise überwölbt.

Der Bedeutung Braunsbachs als Mittelpunkt für die Umgebung entsprechend hat es seit 1831 einen Arzt und seit 1805 eine Apotheke. Der 1869 verstorbene Dr. Max Ant. Bosch hatte weithin in der Gegend einen Ruf.

Die kleine Markung hat schweren lehmhaltigen Boden ohne tieferen Grund. Die Berghänge sind steinig. Im Ganzen ist die Fruchtbarkeit eine mittlere. Die Sommertage sind heiß, die Sommernächte kühl.

Der Güterbesitz ist in Braunsbach sehr zersplittert. Es sind nur 3 größere Grundbesitzer hier. Auf dem Schalhof sind 2 große geschlossene Güter.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Künzelsau. Kohlhammer, Stuttgart 1883, Seite 429. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beschreibung_des_Oberamts_Kuenzelsau_I_429.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)