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der beste Arzt für beyde wäre – – – Kämpf.

Die zweyte Ursache dieser Schwärmerey, glaube ich, in dem Seelenlosen des Geschäffts und des Handwerks selbst zu finden. Die Schneiderey kostet kein Kopfbrechen; erfordert im ganzen nur Finger, aber keine Seele.

Denken kann der Meister nicht über ihr; aber denken muß er doch: denn Denken ist Bedürfniß für die Seele. Da er also den Stoff seiner Ideen nicht bey seiner Kunst und Gewerbe anspinnen kann, so sucht er ihn ausserhalb derselben anzuspinnen. Und wo soll, wo kann er dieß wohl? Seine ganze Kenntniß und Weisheit schränkt sie gemeiniglich auf einigen magern Religionsunterricht in der Jugend ein; oder auf Zeitungslectüre. Im letztern Falle wird er politischer Kannengiesser, in erstern Schwärmer und Bußprediger; weil, wie wir mit Fleiß gesagt haben, sein erster Religionsunterricht mager, das heißt, dazu gemacht war, ihn zum Schwärmer zu machen, falls ihm die Art seines Berufs Musse genug gab zum Sinniren.

Hiezu kommt noch drittens insbesondere der Ekel der Langenweile, der mit

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Anonym: Beytrag zur Geschichte der Schwärmerey in: Journal von und für Franken, Band 3. Raw, Nürnberg 1791, Seite 534. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Beytrag_zur_Geschichte_der_Schw%C3%A4rmerey.pdf/9&oldid=- (Version vom 31.7.2018)