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bemerkt er: ὡς καὶ ἐκ τῶν ἡμετέρων συγγραμμάτων ... μαθεῖν δύνασθε. Apol I, 28.

Im Laufe des zweiten Jahrhunderts werden dann die Zeugnisse für die Apk reichhaltiger, kaum ein Buch des NT steht so reichbezeugt da. Was zunächst Kleinasien, die Heimat der Schrift betrifft, so finden wir sie hier, wie später erwiesen werden wird, in Geltung und Ansehen bei den Montanisten[1]. Auch ein kirchlicher, doch wohl mehr vermittelnder Schriftsteller, der Bischof Melito von Sardes[2], schrieb über die Apk ein Werk mit dem rätselhaften Titel ‚τὰ περὶ τοῦ διαβόλου[3] καὶ τῆς ἀποκαλύψεως Ἰωάννου Eus. H. E. IV 26,2. Ob beim anonymen Antimontanisten (Eus. H. E. V 16,3) eine Anspielung[4] auf den Schluß der Apk vorliegt, ist denn doch sehr zweifelhaft. Der antimontanistische Schriftsteller Appolonius, der 40 Jahre nach dem Auftreten des Montanus schrieb (Eus. H. E. V 18,12), gebrauchte Zeugnis aus der Apk und berichtete daneben von der Auferweckung eines Toten in Ephesus durch den Johannes, der die Apk verfaßt. (H. E. V 18,14.) Aus Kleinasien nahm Irenaeus die Hochschätzung der Apk mit nach Gallien. Irenaeus führt (vgl. Abschnitt III) Evangelien, Briefe und Apk auf den einen Johannes in Ephesus, den Apostel und Herrenschüler zurück, vgl. namentlich adv. haer. II 33,3 [22,4], III 1,2 [1], III 3,4, III 11,7 [1], für die Apk V 30,1.3. Er zitiert häufig Johannes in Apocalypsi[5], und sagt nichts von einem Widerspruch, der sich gegen die Apk erhoben hätte. So kann es nicht wundernehmen, wenn gerade in dem Schreiben der Gemeinden von Lugdunum und Vienne die Apk (22,11) als heilige Schrift zitiert wird (ἵνα πληρωθῇ ἡ γραφή) Eus. H. E. V 1,58 [vgl. H. E. V 1,10 = Apk 14,4 und H. E. V 2,2 = Apk 1,5]. In Afrika hat die Apk am Ende des zweiten Jahrhunderts eine ganz feste Stellung. Tertullian nennt ein instrumentum Ioannis (resurrectio [25] 38: si instrumentum Ioannis norunt). Man hat vermutet, daß Apk und der erste Brief dies instrumentum Johaneum bildeten[6]. Vgl. pudicitia (12) 19, fuga 9 (scorpiace 12), praescr. 33. Auch Tertullian kennt nur einen Johannes, den Apostel, und zitiert besonders in seinen montanistischen Schriften die Apk sehr häufig. Zweifel gegen die Kanonizität der Apk scheinen ihm, außer dem des Marcion, nicht bekannt[7]. Über Cyprian, der hier ganz dem Tert. folgt, vgl. man Lücke 579,8. In Aegypten folgt Clemens von Alexandria ohne weiteres der gesamten kirchlichen Tradition.[8] Er zitiert die Apk Paed. II, 108 mit ἡ ἀποκάλυψις φησίν (vgl. II,119 (φωνὴ ἀποστολική)[9].


  1. Die Bestreitung der Apk von Zeiten der Aloger wurde wahrscheinlich durch ihre Benutzung von Seiten der Montanisten hervorgerufen, vgl. Zahn, Geschichte des Kanons I 205.
  2. Tertullian bei Hieronymus de vir. ill. 24. Eusebius H. E. IV 26. Hieronymus l. c.
  3. Wenn Bonwetsch’ Gesch. d. Montanismus 22 von ihm selbst nicht ernsthaft versuchte Konjektur εὐαγγελίου richtig wäre, gehörte die Schrift in den Streit um die johanneischen Schriften. Nach Hieronymus de vir. ill. 24 waren es überhaupt zwei verschiedene Bücher.
  4. Zahn, Gesch. d. neut. Kanons I 112. 115. Zahn selbst weist darauf hin (115,1), daß der hier sich findende Anklang an Apk 22,18f. nichts weiter ist als die allgemein (schon im Judentum) gebräuchliche Formel für die Unverletzbarkeit kanonischer Schriften.
  5. Die Stellen bei Zahn I 202,2.
  6. vgl. Rönsch das neue Testament Tertullians 528, anders Zahn I 111,1, vgl. I 204.
  7. „Es ist fast kein Kapitel der Apk, woraus nicht Tertullian zitiert, oder Anspielungen genommen hätte.“ Lücke 577,3. Die Stellen bei Rönsch 5,28. Zahn I, 204.
  8. Zahn hat I 203,2 Anklänge an die Apk in den Akta der Perpetua und Felicitas finden wollen. Aber was er notiert, ist nicht überzeugend. Der Anklang K. 4 (circumstantes candidati multa) ist zu schwach und K. 12 ist nach der Ausgabe von Gebhardt (Acta martyrum selecta 81,9, vgl. den griech. Text 81,24) zu lesen: et in dextra et in sinistra eius seniores quattuor (nicht viginti quattuor).
  9. Strom VI 13 106 ὡς φησὶν ἐν τῇ ἀποκαλύψει Ἰωάννης. Zahn I, 205. Lücke WS: Die auf der nächsten Seite fortgesetzte Anmerkung wurde hier vervollständigt 589. Ob Eus. H. E. VI 14,1 bezeugt, daß Clemens in den Hypotyposen die Apk kommentiert habe, ist zum mindesten zweifelhaft. Man müßte schon, um die Frage zu bejahen, annehmen, daß Eusebius hier der Wertschätzung des Clemens folgend, die Apk zu den ἐνδιάθηκοι γραφαί rechnen, die Eusebius nur in Bausch und Bogen nennt, während er unter den Antilegomenen und Apokalypsen, die Clemens kommentiert haben soll, die Apk nicht nennt.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Göttingen: , 1906, Seite 021. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S021.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)