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Deutung; das Weib ist die fortwährend den Sohn Gottes gebärende Kirche[1]. Die zweite Hälfte von Kap. 12 deutet H. auf die Flucht der Gläubigen vor dem Antichrist, der dieselben zur Anbetung zu zwingen sucht (Antichr. 61). Die beiden Adlerflügel des Weibes sind Glaubensflügel[2].

Auch die Zeit des Antichrist berechnet H. in Anlehnung an Apk 17,10[3], die Welt wird nach ihm 6000 Jahre stehen, fünf Häupter (Weltalter) sind gefallen, das sechste besteht Dan. IV 23. Da Christi Geburt nach ihm in das Jahr 5500 fällt[4], so werden 500 Jahre von da an bis zum Kommen des Antichrist verstreichen. H. ist Chiliast Dan. IV 23: τὸ σάββατον τύπος ἐστὶ καὶ εἰκὼν τῆς μελλούσης βασιλείας τῶν ἁγίων, ἡνίκα συμβασιλεύσουσι τῶ Χριστῷ παραγινομένου αὐτοῦ ἀπ’ οὐρανῶν, ὡς Ἰωάννης ἐν τῇ ἀποκαλύψει αὐτοῦ διηγεῖται.

Ob Clemens die Apk ausgelegt hat, ist fraglich. Eusebius H. E. VI 14,1 versichert allerdings, daß er in seinen ὑποτυπώσεις alle Schriften ausgelegt habe, auch die Antilegomenen. Aber unter diesen, die er namentlich aufzählt, nennt er die Apk nicht. Origenes hat [vgl. das nur lateinisch erhaltene Stück des Matthäuskommentars zu Mtth 24, Nr. 49. Delarue 867] einen Kommentar zur Apk versprochen, jedoch ihn nicht geschrieben. In seinen Werken finden sich nur einige wenige zusammenhängende Ausführungen. Seine Logoschristologie hat er (in Evan. Ioann. Tom. II 4) an Apk 19,10ff. entwickelt, die asketische Stelle Apk 14,1ff. hat er ausführlich kommentiert (in Ev. Ioann. Tom. I 1ff). Origenes ist schon eigentlich kein Chiliast mehr, aber er denkt doch noch an ein geistiges Kommen des Herrn auf Erden in einem bestimmten Abschnitt der Geschichte und an eine neue Zeit auf Erden, das Reich der Vollendung im Gegensatz zu dem Reich fortschreitender Entwickelung (in Psalm 36, Hom. 5; de princ. II 11). Und auch Origenes zeigt sich noch abhängig von der Sage vom Antichrist (Contra celsum VI 45ff.).

Zusammenhängende Auslegungen einzelner Stücke finden sich auch bei Methodius im Symposion. Er hat besondere Aufmerksamkeit auf die Partieen in Apk 14 (und 7) gerichtet, in denen von den jungfräulichen 144 000 Auserwählten die Rede ist und deutet diese natürlich auf die Asketen[5], die ungezählte Schaar 7,9ff. sind die übrigen Heiligen. Einflußreich ist seine Deutung des 12. Kap.[6] Das Weib bedeutet die Kirche[7]: μέχριπερ ἂν εἰσέλθῃ τὸ πλήρωμα τῶν ἐθνῶν, ὠδίνουσα καὶ ἀναγεννῶσα τοὺς ψυχικοὺς εἰς πνευματικούς VIII 6. Der Drache ist der Teufel, der des Wiedergeborenen


  1. Kap. 61. Achelis S. 41, Z. 19: οὐ παύσεται ... γεννῶσα ἐκ καρδίας τὸν λόγον. — In dem arabischen Fragment ist Christus die das Weib (die Kirche) umhüllende Sonne.
  2. In den arabischen Fragmenten (VIII) Hoffnung und Liebe. In interessanter Weise wird hier die Weissagung, daß die Erde das vom Drachen ausgespieene Wasser verschlingen soll, auf die in der Wüste umherirrenden Heere des Antichrist gedeutet.
  3. Ganz anders deutet das arabische Fragment XXI Apk 17,10, nämlich die fünf Häupter auf die Reiche des Nebukadnezar, Cores, Darius, Alexander und der Diadochen, das siebente auf den Antichrist.
  4. Die Berechnung gründet sich nicht auf chronologische, sondern auf allegorisierende Erwägungen. Dan. IV 24. (vgl. auch Dan IV 32.).
  5. Symposion I 5; IV 5.
  6. ib. VIII 4ff.
  7. Charakteristisch ist die Abweisung der Deutung auf die Geburt Christi: ὁ δὲ Ἰωάννης περὶ παρόντων καὶ μελλόντων θεσμωδεῖ. ὁ δὲ Χριστὸς πάλαι κυηθεὶς οὐχ ἡρπάσθη, ὁπότε ἐτέχθη, πρὸς τὸν θρόνον τοῦ θεοῦ φόβῳ τοῦ μὴ λυμήνασθαι αὐτὸν τὸν ὄφιν (VIII 7).
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Göttingen: , 1906, Seite 052. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S052.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)