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(s. u., vgl. die Deutung ἐκκλησία Ἰταλική zu Apk 13,18), schließt sich aber im wesentlichen, oft unter Abweisung entgegenstehender Anschauungen, an die Deutungen Luthers an. In der fünften Posaune fand er das Papsttum unter Bonifatius VIII., zeigt sich in der Deutung des ersten Siegels von Beda abhängig, deutet die Zahl 666 auf die Zeit der Herrschaft des Papstes, von 1517 an rückwärts berechnet, endlich bezieht er die fünf gefallenen Könige (Apk 17,10) auf die vergangenen Regierungsformen des römischen Reiches, das sechste Haupt auf die Cäsaren bis Nerva, das siebente auf die mit Trajan beginnende Herrschaft von Nichtrömern.

Zu den Luther sich anschließenden Auslegern gehört ferner Nigrinus, Pfarrer in Gießen: Offenb. Joh., in diesen letzten trübseligen Zeiten erklärt und ausgelegt. Nur hier und da liegen kleine Abweichungen vor. Die fünfte Posaune wird auf das Papsttum gedeutet. Die Flucht des Weibes in die Wüste bedeutet die Gründung der christlichen Kirche unter den Heiden. Die sieben Häupter werden ebenso wie bei Osiander erklärt.

Auch Viktorinus Striegel (Hypomnemata in omnes Libros NT Lips. 1565) schließt sich aufs genaueste und bis auf die kleinsten Einzelheiten an Luther an. 17,10 deutet er nach Lambertus (s. u.). Luther folgt nun auch die Mehrzahl der lutherischen Exegeten. Bestimmte Abweichungen sind freilich allen gemeinsam. So fand man (nach Bullinger s. u.) in der fünften Posaune bereits das Papsttum (nicht den Arius), der Engel in Kap. 10 wurde demgemäß nicht mehr auf das Papsttum gedeutet, sondern wieder auf Christus. Apk 17,10 deutete man gewöhnlich auf die 7 auf einander folgenden Regierungsformen des römischen Reiches. Hierher gehören[1]: David Chytraeus, commentarius in Apocalypsin 1563. Matthias Flacius, glossa compendiaria in NT. Bas. 1570. Winckelmann, commentarius in apocalypsim. Francf. 1590. Matthias Hoe von Hoenegg, commentariorum in Jo. apoc. Libr. VIII. Lips. 1590, ein Werk von ungeheurem Umfang (ca. 1000 Folioseiten), in dem der Verf. gründliche Kenntnis der exegetischen Literatur, aber kein eigenes Urteil zeigt. Die Schrift ist eine der wütendsten gegen Papst und Jesuiten gerichteten Polemiken. Paulus Tossanus, Glossen und Auslegungen. (Anfang des 17. Jahr., neue Ausgabe Minden 1716.) Jo. Cluver, primum diluculum apocalypticum, Goslar 1620. Das vollständige Werk nach seinem Tode: Diluculum apocalypticum. Lubecae-Stralsundii 1647. Jo. Gerhard, annotationes in apocal. Joannis. Jenae 1643, welcher ebenfalls eine gründliche Belesenheit in den älteren Kommentaren der Lateiner, der Griechen, auch in denen der Jesuiten und Reformierten (auch der Engländer) zeigt und sich durchgehend mit der zeitgeschichtlichen Deutung von Lyra und Aureolus auseinandersetzt. Ph. H. Friedlieb, Theol. Exegetica, Stralsund 1649/50, der eine andere Deutung des Kap. 13 vorträgt, in der Deutung der Schalen den Einfluß Brightmans (s. u.) zeigt, und 17,10 nach Victorin und Bullinger (s. u.) erklärt. Gerh. Grabius, tabulae apocalypticae Lugd. Batav. 1647. Auslegung der Offenbarung Joh. Hamburg 1647. Hieronymus Kromayer, commentarius in apocalypsim Joanneam Lips. 1662. M. A. Prückner, Commentarius philogico-theologicus in omnes veteris et novi Testamenti libros Pars V. Francf. 1663, der sich übrigens vielfach auf Erklärung des eigentlichen Wortsinnes beschränkt[2].

Offen preist Abraham Calovius, Biblia illustrata Tom. 4. Francf. 1674, die Ausführungen Luthers als kanonische. Mögen die Reformierten ihren Bullinger, Collado, Aretius nennen, diese hätten gut getan, wenn sie nicht von Luther abgewichen wären. In seiner Deutung schließt


  1. Die Zusammenstellung nach Walch.
  2. Noch einige Kommentare, die mir unbekannt blieben, aber wohl sicher hierher gehören, s. bei Walch 761ff. z. B. Nicolai Selnecker, Erk. d. Offenbrg. Joh. u. d. Propheten Daniel.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Göttingen: , 1906, Seite 085. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S085.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)