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Dann scheint er noch einmal (vor der 2. Aufl.) die Berechnung auf 1734 versucht zu haben. Der fortwährenden Diskreditierung überdrüssig, war er endlich vorsichtig genug, den Termin bis 1866 hinauszurücken (nicht wie Lücke 1036 meint: 1766). Nach Whiston gehört endlich auch

Peter Jurieu hierher, l’accomplissement des prophéties ou la délivrance prochaine de l’église. 2 Bände. Rotterdam 1686 (Titel nach de Wette). Als letzten in dieser Reihe nenne ich endlich einen Kommentator, dessen Werk wieder die ungeheuerliche Dimension eines starken Folianten erreicht, der im übrigen trotz aller Gelehrsamkeit dieselben weltgeschichtlichen Bahnen wandelt, wie die andern: den französischen Refugié

Chr. Daubuz, a perpetual commentary on the Revel. of St. Jean London 1720. (Vgl. Elliott Horae apocalypticae IV 491ff.). Nach Walch (778) schließt sich an Whiston und Mede an:

Eduard Wells, an help for the more easy and clear understanding of the holy scripture being the revelation of St. John the divine. Oxon 1718.


12. Die katholischen Kommentatoren.

Mittlerweile finden wir eine ganz andere Arbeit auf dem vorliegenden Gebiet bei den katholischen Theologen[1]: den Beginn einer wissenschaftlichen Auslegung, neben dem die Arbeit der Protestanten sich im Durchschnitt geradezu kindlich ausnimmt.

Eine ganz stattliche Reihe wirklich tüchtiger Bibelexegeten, meist aus dem Orden der Jesuiten, ist hier zu verzeichnen. — Allen voran geht Franciskus Ribeira (1591 †)[2], welcher seinen Kommentar zur Apk bald nach 1578 schrieb. Er kennt die griechischen Kommentatoren Andreas und Arethas und beherrscht auch sonst die vorhergegangene Exegese. Vor allem aber wurden von ihm und den folgenden Exegeten die ältesten Kirchenväter Irenäus, Hippolyt — so weit er bekannt war —, Hiernoymus und Augustin wieder durchgehend als Autoritäten benutzt, auch die alte Auslegung des Victorin gewinnt wieder Einfluß. Ribeiras Kommentar und die folgenden sind die ersten Kommentare, denen man in gewissem Sinn wissenschaftlichen Wert zusprechen kann. Die Auslegungen zeugen sämtlich von der Bemühung, irgendwie die Weissagungen der Apk psychologisch begreifbar zu machen. Mit der wilden weltgeschichtlichen Deutung ist hier vollkommen gebrochen. Aber auch der verflachenden spiritualisierenden Auslegung entzieht man sich, man kommt der Gedankenwelt der Apk wieder nahe, freilich nicht näher als Irenäus-Hippolyt ihr gekommen sind. Während es bei den evangelischen Kommentatoren Dogma geworden war, daß der Papst der Antichrist sei und mancher die Kraft seines Lebens daransetzte, das Dogma zu beweisen, sehen wir diese Jesuiten bemüht um ein wirkliches wahrheitsgemäßes Verständnis, sogar so ehrlich, die für sie so gefährliche Deutung Babels auf Rom meistens


  1. Laurentius Valla, adnotationes in N. T. Paris 1505; Desiderus Erasmus, adn. in N. Test. Basel 1516; Thomas Cajetan, ep. Pauli et aliorum apost. ad. Graec. veritatem castigatae Ven. 1531; Benedictus Arias Montanus, elucidationes in N. T. Antv. 1575 sind sämtlich nur kurze Glossen. Ebenso Emanuel Sa, Notationes in totam scripturam sacram Antv. 1598.
  2. In sacram Joh. Apoc. Commentarii, Salmaticae 1591 (Walch 616); ich benutze die Ausgabe Antwerpen 1623.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Göttingen: , 1906, Seite 091. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S091.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)