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etwa der Quelle ℵ bei Weyland entspricht. Dieser Apokalyptiker hat aber bereits fünf ältere Fragmente in sein Werk verarbeitet (Fragmentenhypothese), darunter zwei Fragmente (a: 10 (teilweise) 11,1-13; 12,1-17; b: 10 (teilweise) 12,18; 13; 16,13-16) aus der Caligulazeit (Spitta!), eines (17,1-19,6; 21,9) aus dem Jahr 53. Ein Redaktor unter Titus hat dann der jüdischen Grundschrift durch geringe Zusätze einen christlichen Charakter verliehen und die Sendschreiben hinzugefügt. — An Rauch schließt sich zum guten Teil Brückner, Protest. Kirchenzeitung 1896, 653-657, 680-685, 703-710, 733-736 an.

In meiner ersten Bearbeitung dieses Buches[1] habe ich mich bemüht, auf dem von Weizsäcker, Sabatier, Schön gewiesenen Wege die Untersuchung weiter zu fördern und vor allem ein charakteristisches Bild von dem Apokalyptiker letzter Hand zu entwerfen gesucht (s. den folgenden Abschnitt). Ich habe keinen Grund, an meiner Auffassung im großen und ganzen etwas zu verändern. Zu meiner Freude hat auch O. Pfleiderer, nachdem er in der ersten Ausgabe seines Urchristentums (1887, 318-356) noch eine recht komplizierte Hypothese vorgetragen, in der zweiten Auflage seines Werkes (1902, 281-335) sich ebenfalls ganz auf diese Bahn begeben. Der Apok. letzter Hand, zugleich der Verfasser der Briefe, ist ihm ein selbständiger Schriftsteller, der seinem Werke eine Reihe von Fragmenten einverleibt hat. Die Fragmente 11,1-13; 12; 13 (in seiner Grundlage); 14,6-11.14-20; 17,1-5; 18 ist Pfleiderer geneigt einer zusammenhängenden Quelle — vielleicht jüdisch, aus der Caligulazeit — zuzusprechen; auch 21,9-22,5 ist eine — vielleicht — jüdische Quelle. Noch entschlossener geht Jülicher (Einleitung in das neue Testament ³.⁴ 1901, 204-229) diesen Weg. Er betrachtet die Apokalypse als das Buch eines Christen um 95, „der an mehreren Stellen ältere apokalyptische Stücke, einigermaßen zurechtgestutzt, mit aufnahm“. „Ob diese älteren Stücke einer oder mehreren Apokalypsen angehörten, und ob sie unmittelbar oder nur mittelbar jüdischen Ursprungs sind, wird absolut sicher vielleicht nie entschieden werden können.“ Endlich steht auch Holtzmann (Handkommentar ² 1893) praktisch auf dem Boden dieser Auffassung.

Einen eigenartigen und kräftigen neuen Versuch hat J. Weiß (die Offenbarung des Johannes 1904, Forschungen z. Rel. u. Lit. d. A. u. N. T. 3. Heft) gemacht. Er lehnt sich vor allem an Spittas Versuch an, einen christlichen Urapokalyptiker in der Offenbarung nachzuweisen. Diesem christlichen Urapokalyptiker spricht J. Weiß 1,4-6(7. 8). 9-19; 2-3 (mit Ausnahme der Briefschlüsse) zu, ferner 4-6, die Grundlage von 7 (Versiegelung und Sammlung der Auserwählten aus Israel und den Heiden); dann (in Abweichung von Spitta) „die drei Wehe“: die ersten beiden Kap. 9, das dritte 12,7-12 (Weiß bricht die Episode vom Kampfe Michaels mit dem Drachen und


  1. Vgl. meinen Artikel Revelation, Encyclopaedia Biblica von Cheyne und Black I. 194-212; auch den Artikel in Hastings Dictionary of the Bible IV 239-266. P. W. Schmiedel, das Buch des neuen Testaments m. d. 7 Siegeln. Prot. Monatshefte VII, 1903, 45-63.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Göttingen: , 1906, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S116.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)