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ἐν τῇ δυνάμει αὐτοῦ. Vgl. Ri 5,31: καὶ οἱ ἀγαπῶντες αὐτὸν ὡς ἔξοδος ἡλίου ἐν δυνάμει αὐτοῦ. (כְּצֵאת הַשֶּׁ֖מֶשׁ בִּגְבֻרָתֹו). Zu übersetzen ist: Und sein Aussehen (war), wie die Sonne scheint in ihrer Kraft (d. h. dann, wenn sie in voller Macht strahlt).

1,17. καὶ ὅτε εἶδον αὐτὸν, ἔπεσα πρὸς τοὺς πόδας αὐτοῦ ὡς νεκρός. Diese Schilderung des Schreckens und der Furcht des Sehers ist in der Apokalyptik allmählich stereotyp geworden; vgl. Jes 6,5; Ez 1,28; Dan 8,18; 10,9.11; Hen 14,14.24f. u. ö. καὶ ἔθηκεν[1] τὴν δεξιὰν αὐτοῦ[2] ἐπ’ ἐμὲ λέγων· μὴ φοβοῦ. vgl. Dan 10,10.12; Mt 14,27; 17,7; Lk 1,13.30; 2,10; Mk 16,6. – ἐγώ εἰμι ὁ πρῶτος καὶ ὁ ἔσχατος. Erst dieses Wort bringt eine originale Wendung und entspricht wiederum ganz der hochgespannten christologischen Auffassung des Apokalyptikers (22,13). Dasselbe Wort wird 1,8 von Gott gebraucht (s. dort die alttestamentlichen Parallelen). –

1,18. καὶ ὁ ζῶν. Auch dieses speziell Gott zukommende Prädikat (4,9.10; 10,6; Sprachgebrauch der spätjüdischen Literatur, vgl. Rel. d. Judentums 293) des Lebendigen an sich wird hier dem Menschensohn zugeeignet. Denn kaum ist mit Haußleiter nach g fu. Tic. Pr. das ὁ ζῶν zu streichen. ὁ ζῶν hat auch neben dem πρῶτος καὶ ὁ ἔσχατος einen guten Sinn und erst recht vor dem καὶ ἐγενόμην νεκρός. Gegen alle Kürzungen des lateinischen Textes muß man sehr mißtrauisch sein. καὶ ἐγενόμην νεκρὸς καὶ ἰδοὺ ζῶν εἰμι εἰς τοὺς αἰῶνας τῶν αἰώνων[3]. Der Satz verhält sich zum nachstehenden wie Grund zur Folge. καὶ ἔχω τὰς κλεῖς[4] τοῦ θανάτου καὶ τοῦ ᾅδου[5]. vgl. 6,8; 20,13f. Im alten Testament erinnert an diese Ausdrücke das Bild von den Pforten des Todes Ps 9,14; ᾅδης ist in LXX Übersetung von שְׁאֹול Jes 38,10, צַלְמָוֶת Job 38,17. Die Schlüsselgewalt[6] über den Tod ist nach rabbinischer Auffassung etwas, was nur Gott zukommt vgl. Targ. Hieros. zu Dtn 28,12: „Vier Schlüssel sind übergeben in die Hand des Herrn der Welt, welche er keinem Fürsten übergeben hat, die Schlüssel des Lebens, der Gräber, der Speise, des Regens (vgl. ebend. zu Gen 30,22). Sanhedrin 113a: „Elias erbat sich die Schlüssel des Regens und der Auferstehung. Da ward ihm gesagt, drei Schlüssel werden in die Hand eines Gesandten nicht gegeben, die Schlüssel der Geburt, der Auferstehung, des Regens“. Vgl. Taanith 2a u. ö. Gfrörers, Jahrhundert d. Heils I 377. Es bedeutet also etwas, daß Christus durch Tod und Auferstehung zum Schlüsselherren des Todes und des Hades geworden ist. Dann haben wir hier eine der frühesten Spuren der Lehre der Hadesfahrt Christi und ihrer Bedeutung. Der Mythus von einer in den Hades hinabsteigenden und die Mächte des


  1. επεθηκεν ℵ An. (imposuit Cypr. Mat.).
  2. + χειρα ℵcc An.¹² (s. zu 1,16).
  3. +αμην ℵc Q Rel. s¹².
  4. ACP An.; κλειδας Q Rel.; κλειδα Orig. s¹.
  5. του αδου και του θανατου An.
  6. Über die weitverbreiteten Vorstellungen von der Schlüsselgewalt namentlich über Himmels- und Hades-Schlüssel vgl. W. Köhler, die Schlüssel des Petrus (Archiv f. Rel.-Wissensch. VIII 214-243). Ich weise besonders darauf hin, daß unter den Göttern der Mithrasreligion der schlüsseltragende löwenköpfige Aion erscheint.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Göttingen: , 1906, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S197.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)