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Vgl. Amos 3,7: διότι οὐ μὴ ποιήσει ὁ θεὸς πρᾶγμα, ἐὰν μὴ ἀποκαλύψῃ παιδείαν πρὸς τοὺς δούλους αὐτοῦ τοὺς προφήτας.

10,8.

καὶ ἡ φωνὴ, ἣν ἤκουσα ἐκ τοῦ οὐρανοῦ, πάλιν λαλοῦσα(ν) μετ’ ἐμοῦ καὶ λέγουσα(ν)[1]. Ist der Nomin. zu lesen, so liegt hier wieder ein Beispiel der Auslassung des Prädikats vor. Die Stimme, die hier gemeint ist, ist weder die Stimme des Engels — das hätte einfacher ausgedrückt werden können — noch die Stimme der sieben Donner V. 4, sondern die schon V. 4 vom Himmel her ertönende Stimme Christi (oder Gottes). ὕπαγε (16,1)[2], λάβε (5,7) τὸ βιβλαρίδιον (s. o. zu V. 2) τὸ ἠνεῳγμένον (s.o.S. 162) ἐν τῇ χειρὶ[3] τοῦ ἀγγέλου τοῦ ἑστῶτος ἐπὶ τῆς θαλάσσης καὶ ἐπὶ τῆς γῆς. 10,9.

καὶ ἀπῆλθον πρὸς τὸν ἄγγελον (der Standpunkt des Sehers ist auf der Erde) λέγων αὐτῷ δοῦναί[4] μοι τὸ βιβλαρίδιον. Der Infin. ist von λέγειν abhängig, vgl. Apg 21,21. καὶ λέγει μοι· λάβε καὶ κατάφαγε αὐτὸ, καὶ πικρανεῖ σου τὴν κοιλίαν, ἀλλ’ ἐν τῷ στόματί σου ἔσται γλυκὺ ὡς μέλι. Die Stelle schließt sich völlig an Ez 3,1ff. an. Nur in dieser scharfen Gegenüberstellung der verschiedenartigen Wirkungen des zu verschlingenden Buches geht sie über Ezechiel hinaus. Denn dort steht nur: τὸ στόμα σου φάγεται καὶ ἡ κοιλία σου πλησθήσεται, und dann wird weiter berichtet: καὶ ἐγένετο ἐν τῷ στόματί μου ὡς μέλι γλυκάζον. Der Kontrast, der im Ezechiel sachlich vorhanden ist zwischen dem süßschmeckenden Buch und seinem grauenvollen Inhalt, wird hier in das Bild selbst symbolisch hineingelegt, indem das Buch seiner ersten (äußeren) Wirkung nach als angenehm, seiner eigentlichen Wirkung nach als verderblich geschildert wird. Sp. will diese Abweichung als ein Mißverständnis des Apok. von Ez 3,14 (und ich fuhr erbittert im Grimm meines Geistes dahin) unter Kombination mit 3,3 verstehen. Doch sind die Gründe nicht zwingend. Die meisten Ausleger bleiben nun in der Erklärung einfach bei der Erwägung stehen, daß der Empfang einer jeglichen göttlichen Offenbarung an und für sich angenehm, der tatsächliche Inhalt aber gerade dieser Offenbarung unerfreulich sei. Es fragt sich aber doch, ob nicht der Seher in der Schilderung der Wirkung des Buches auf den teils erfreulichen, teils traurigen Inhalt desselben angespielt habe (Heinr., Ew.). Der Inhalt des Buches, das der Seher verschlingt, ist nun offenbar alles von Kap. 12 an Folgende. Denn über die Ereignisse bis zur siebenten Posaune war schon vorher die Rede gewesen. Kap. 12 aber beginnt ja mit dem „frohen Geheimnis“ Gottes und schließt in seiner ersten Hälfte mit einem jubelnden Hymnus im Himmel, das ist die Süßigkeit im Munde des Sehers; dann aber folgt das bittere Wehe über die Erdbewohner und die Schilderung der grimmigen Not der letzten Zeit.


  1. λαλουσαν - λεγουσαν ℵAC(P?) Q am. fu. dem. lipss. tol.; fast alle Minuskeln lesen λαλουσα — λεγουσα; es ist möglich, daß die unerträglich harte Konstruktion in den Majuskeln durch eine falsche Korrektur hineingekommen ist; 7 cle. s¹ Pr. lesen και ηκουσα φωνην (φωνην ηκουσα) εκ τ. ουρ. ... λαλουσαν ... λεγουσαν.
  2. + και 4. 6. 11. 31. 32. 33. 48 cle. lips.⁴⁵ dem. Pr.
  3. εκ χειρος 36 g vg. Pr. (C >).
  4. δος P An.¹²³
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. , Göttingen 1906, Seite 312. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S312.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)