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Bemerkte), kann kaum noch entschieden werden. Jedenfalls arbeitet unser Apok. durchweg mit überkommenem Material. καὶ ἐπὶ τὰς κεφαλὰς αὐτοῦ ὀνόματα (ὄνομα)[1] βλασφημίας. Beachte den Wechsel der Konstruktion von ἐπί. Wenn ὀνόματα zu lesen ist, so denkt der Apok. an die einzelnen Namen der Cäsaren, die ihm — das kennzeichnet seine schroffe Stellung zum Cäsarentum — einfach Lästernamen sind. Liest man aber ὄνομα, so ist an einen und denselben Namen zu denken, der auf sämtlichen Häuptern stand. Was das aber (nach der Ansicht des Apok.) für ein Name war, hat wahrscheinlich schon Beda richtig gesehen: Reges enim suos Deos appellant tam mortuos et velut in coelum atque inter Deos translatos, quam etiam in terris Augustos, quod est nomen ut volunt Deitatis. Es ist der mit dem Cäsarenkultus zusammenhängende Name: Σεβαστός, divus Augustus gemeint.

13,2. καὶ τὸ θηρίον, ὃ εἶδον, ἦν ὅμοιον παρδάλει, καὶ οἱ πόδες αὐτοῦ ὡς ἄρκου καὶ τὸ στόμα αὐτοῦ ὡς στόμα λέοντος[2]. Da 7,1ff. tauchen nach einander die Gestalten des Löwen, Bären und Panthers aus dem Meere auf. Gunkel vermutet, daß das hier vorliegende Bild des zusammengesetzten Ungeheuers älter sei, als das von Da 7,1ff. Derartige Mischgestalten sind allerdings spezifisch charakteristische Erzeugnisse orientalischer Phantasie[3]. Der Apok scheint aber seine Gestalt bereits ziemlich planlos kompiliert zu haben (vgl. die Erwähnung des einen Löwenmaules im Verhältnis zu den sieben Häuptern des Tieres). So ist es doch das Wahrscheinlichere, daß er die verschiedenen Gestalten, die Daniel zeichnet, hier mit einander kombiniert hat, an dessen Weissagung ihn die ihm bereits (s. o.) überlieferte Figur des Tieres mit den sieben Hörnern und zehn Häuptern ja erinnern mußte[4].

καὶ ἔδωκεν αὐτῷ ὁ δράκων τὴν δύναμιν αὐτοῦ καὶ τὸν θρόνον αὐτοῦ (2,13) καὶ ἐξουσίαν μεγάλην. Hier wird nun Kap. 13 mit Kap. 12, die Erscheinung des Drachen mit der des Tieres ausdrücklich verbunden. Das römische Weltreich ist ein Diener des Satans, sein Thron ein Satansthron, seine große Macht ein Teufelsgeschenk. Jedes Wort ist mit feierlichem Nachdruck gesetzt.

13,3. καὶ μίαν ἐκ[5] (s. o S. 166) τῶν κεφαλῶν αὐτοῦ ὡς ἐσφαγμένην εἰς θάνατον. Mit dieser Bestimmung tritt nun das Tier oder wenigstens eines seiner Häupter in einen bedeutsamen und wohl zu


  1. ονομα ℵCP An.¹² 95. fu. dem. lips.⁴ tol. c sa. a ae. Pr.; ονοματα A Q Rel. cle. am. lips.⁵⁶ s¹²; die Zeugnisse halten sich ungefähr die Wage.
  2. λεοντων ℵ 14. 92 s¹² Vict.; offenbar Korrektur ( 38 > στομα).
  3. Schöpfung und Chaos 361. Gunkel zieht (361,5) als Parallele die Gestalt des Herrschers der Finsternis bei Mani (Flügel, Mani 86) und den Mandäern (Brandt, mandäische Religion 43, mandäische Schriften 226) heran. Vgl. auch noch Zimmern KAT³ 512.
  4. Übrigens liegt hier das umgekehrte Verhältnis in der Beziehung des Apok. zu seinen alttestamentlichen Vorbildern vor, wie 4,7. Während Ezechiel die Gestalten der Keruben kompliziert, vereinfacht der Apok. sie. Eher darf man dort auf Ursprüngliches schließen.
  5. > εκ Q An.¹ c a (Studien 27).
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1906, Seite 360. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S360.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)