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S. 163) τὸ θηρίον τὸ πρῶτον, οὗ ἐθεραπεύθη ἡ πληγὴ τοῦ θανάτου αὐτοῦ. D. h. von dem kleinasiatischen Provinzialpriestertum des Kaiserkultes geht eine mächtige Förderung dieses Kaiserkultes aus. Und zwar liegt hier wieder eine Zukunftsweissagung vor. Das zweite Tier wird eine ganz besondre Tätigkeit entfalten, wenn der Todesschlag des Tieres geheilt sein wird, d. h. unter Nero redivivus. Man beachte, daß hier von der Todeswunde des Tieres die Rede ist und nicht mehr von der des einen Hauptes des Tieres. Mehr und mehr werden im Lauf der Weissagung das eine Haupt mit der Todeswunde und das Tier selbst, Nero redivivus und das römische Imperium, mit einander identifiziert.

13,13. καὶ ποιεῖ[1] (ἐποίει) σημεῖα μεγάλα, ἵνα (Joh 15,13; I Joh 1,3; 3,1; B. Weiß) καὶ πῦρ ποιῇ καταβαίνειν ἐκ τοῦ οὐρανοῦ[2] εἰς τὴν γῆν ἐνώπιον τῶν ἀνθρώπων. Die Bedeutung des ἵνα kommt hier der des ὥστε nahe; es ist daher merkwürdig, daß hier kein Indikativ folgt. Die unregelmäßige Wortstellung ἵνα καὶ πῦρ ποιῇ ist beabsichtigt (zum Zweck der Betonung des πῦρ). Bei der Erklärung der Stelle ist zu beachten, daß hier offenbar rein Zukünftiges geweissagt (vgl. Kap. 11 die Wunder der beiden Zeugen) wird. Dabei mag der Verfasser wohl bestimmte Züge der Magie und des Gaukelwesens heidnischen Priestertums vor Augen gehabt haben (vgl. Ramsay a. a. O. 99ff.). Wir werden vielleicht auch vermuten dürfen, daß hier eine ältere konkrete Tradition verarbeitet ist.

13,14. καὶ πλανᾷ τοὺς κατοικοῦντας ἐπὶ τῆς γῆς διὰ τὰ σημεῖα (über den Gebrauch von διά m. Akk. in der Apk s. o. S. 168; διά m. Akk. steht die für den Dat. instrumentalis), ἃ ἐδόθη αὐτῷ ποιῆσαι ἐνώπιον τοῦ θηρίου, λέγων τοῖς κατοικοῦσιν ἐπὶ τῆς γῆς ποιῆσαι εἰκόνα τῷ θηρίῳ, ὃς[3] (s. o. S. 161) ἔχει[4] τὴν[5] πληγὴν τῆς μαχαίρης καὶ ἔζησεν[6]. Deutlich wird die Einführung der göttlichen Verehrung des Nero redivivus geschildert. Man beachte, wie auch in diesem Vers wieder das eine Haupt des Tieres mit dem Tiere selbst identifiziert wird. ἔζησεν führt Gunkel 353,4 auf ותחי zurück (Jes 38,21 u. ö.), es ist aber auch gut griechisch.

13,15. καὶ ἐδόθη αὐτῷ δοῦναι πνεῦμα[7] τῇ εἰκόνι τοῦ θηρίου, ἵνα καὶ λαλήσῃ ἡ εἰκὼν τοῦ θηρίου[8]. Dieser Zug mag ebenfalls den Priestergaukeleien damaliger Zeit entnommen sein. Von Simon Magus heißt es Recogn. III 47: ego statuas moveri feci et animavi exanima. Auf die Wunderzeichen des Apollonius von Tyana verwiesen bereits Arethas,


  1. εποιει 31 g vg. ae. Pr. Hipp.e.r..
  2. (P) An.¹ (95) s¹² Tic. Hipp.e.r.s. (P 95 ποιει); εκ του ουρανου καταβαινειν AC An.²⁴ 38 Ir.i Pr., Hipp.h (gegen die in der Apk gebräuchliche Wortstellung); και πυρ ινα εκ του ουρανου καταβαινει (η) Q Rel. c.
  3. ACPQ An.¹²⁴; ℵ Rel. ο.
  4. ACP An.¹⁴ 38. 95 g vg. s¹ Pr. Hipp.; ειχεν Q Rel. s². Der Korrektor wählt das genauere Tempus.
  5. > την (ℵ) Q Rel.
  6. τ. μαχ. κ. εζ. ℵACP An.¹²³⁴ 38. 95 g vg. c s a ae. Hipp. Pr.; και εζ. απο. τ. μαχ. Q Rel.
  7. AP An.¹² 95 g vg. c s¹² a ae. Pr. Hipp.; πνευμα δουναι Q Rel. Hipp.e.r. (eine in der Apk ungebräuchliche Wortstellung).
  8. ποιησει ℵ.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1906, Seite 367. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S367.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)