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5. Heuschrecken Finsternis
6. Kriegsheer vom Euphrat Könige vom Euphrat
7. Hagel, Donner, Blitze, Erdbeben. Donner, Blitze, Erdbeben, Untergang Babels, Hagel.

Die Vergleichung ist außerordentlich interessant. Nr. 2, 3, 4 machen weiter gar keine Schwierigkeiten, in Nr. 4 ist eine leichte Änderung (s. u.) eingetreten. Nr. 1 liegt eine entschiedene Differenz vor. Diese rührt vielleicht daher, daß der Apok., als er zum zweiten Mal sein Schema entwarf, darauf aufmerksam wurde, daß in Nr. 1 und 7 des ersten Schemas eine Wiederholung vorläge. Daher hat er diesmal in Nr. 1 die der Hagelplage vorhergehende ägyptische Plage gewählt. Außerdem bringt er, wo er kann, in das alte schon einmal gebrauchte Schema die Beziehung auf das Tier und die Tieranbeter, auf Babel und den bevorstehenden Kampf mit dem Tiere hinein und erreicht so die Verbindung nach rückwärts mit Kap. 13, nach vorwärts mit Kap. 17 und 18. Beziehungen auf die Tieranbeter und die Verfolger der Gläubigen bringt er schon bei der ersten und dritten Plage. In Nr. 6 werden aus den vom Euphrat herstürmenden Reiterscharen konkreter die Partherkönige, die mit Nero redivivus wiederkehren sollen; wahrscheinlich ist hier zugleich eine noch ältere Tradition verarbeitet. In Nr. 7 ist eine Weissagung auf den Fall Babels eingebracht. Und in Nr. 5 greift der Apok. endlich, weil eine Heuschreckenplage für Rom, gegen das sich die Weissagung ja richtete, wenig paßte, wieder zur folgenden ägyptischen Plage und läßt eine Finsternis über den Thron des Tieres kommen. Außerdem geht der Parallelismus bis ins einzelne, an Stelle des Rätselwortes Ἀβαδδών, das dort allerdings gedeutet wird, tritt hier das andere Ἁρμαγεδών. Und der Hinweis auf die Unbußfertigkeit der Menschen 9,20f. kehrt dreimal 16,9.11.21 wieder. So begreift sich die Komposition von Kap. 16 durchaus, wenn man annimmt, daß derselbe Apok., der im wesentlichen Kap. 8 und 9 schrieb, denselben Stoff noch einmal wieder aufarbeitete und ihm eine andere und konkretere Beziehung gab, um eine passende Überleitung und Einleitung für Kap. 17 und 18 zu gewinnen. Auch glaube ich, daß sich bei dieser Annahme am besten die Identität der Kap. 8f. und 16 im großen und ganzen sowie auch die Differenzen im einzelnen erklären lassen. Der Annahme von Erbes und Vlt., daß hier gerade sich der nachtragende und abhängige Überarbeiter in seiner Eigenart zeige, bedarf es nicht, obwohl diese Anschauung viel einleuchtender ist, als die künstliche Annahme von Sp., der in Kap. 8f. und 16 zwei verschiedene Quellen entdeckt, wegen der großen Ähnlichkeit der Kapitel aber wieder gezwungen ist, eine neue Sieben-Plagen-Schrift als gemeinsame Quelle von 8-9 und 16 anzunehmen.

C. Die Hure Babylon und das Tier. Kap. 17.

17,1-6a. Das Bild. 17,1. καὶ ἦλθεν εἷς ἐκ τῶν ἑπτὰ ἀγγέλων τῶν ἐχόντων τὰς ἑπτὰ φιάλας καὶ ἐλάλησεν μετ’ ἐμοῦ λέγων·

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1906, Seite 402. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S402.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)