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τὰ δικαιώματα τῶν ἁγίων ἐστί. δικαιώματα sind die Rechtstaten, nicht die Gerechterklärungen (Ew. II, B. Weiß); in derselben Bedeutung steht das Wort 15,4, vgl. Bar 2,19; Röm 5,18; Hltzm.; vgl. 7,14; Mt 22,11ff.; Ez 16,10. Der Vers sieht wie eine recht nichtssagende Zutat eines müßigen Abschreibers aus.

Exkurs. Es scheint mir klar zu sein, daß nur der Apok. letzter Hand diese Verse geschrieben haben kann. Sie stehen mit allen Teilen der Apk in inniger Verbindung. Vgl. V. 1 mit 7,9, V. 2a mit 15,6; 16,5., 2b mit Kap. 17. 18 (vgl. 11,18); 2c mit 6,10, V. 3 mit 14,11, V. 4 mit Kap. 4, V. 5 mit 11,18, V. 6 mit 14,1ff., V. 7f. mit Kap. 21. Ferner beachte das manirierte ὡς (V. 1 und 6), V. 1 ἡ σωτηρία, V. 2 ἀληθιναὶ καὶ δίκαιαι, ἐκδικεῖν ἐκ, V. 4 προσεκυνεῖν τῷ θεῷ τῷ καθημένῳ ἐπὶ τῷ θρόνῳ, ἐκ τοῦ θρόνου, V. 5 οἱ μικροὶ καὶ οἱ μεγάλοι, V. 6 κύριος ὁ θεὸς ἡμῶν ὁ παντοκράτωρ, V. 7 ὅτι „ἦλθεν“ ὁ γάμος τοῦ ἀρνίου[1].

19,1-8 rückt unter denselben Gesichtspunkt, wie Kap. 7,9ff.; 11,14—18; 14,1-5; 15,1-3. Jedesmal schiebt der Apok. hinter den grauenvollen Gerichtsszenen als Gegenstück ein freundliches Lichtbild ein. Besonders in diesem Stück tritt die Art seiner Arbeit dabei deutlich hervor. Er sucht sich das Material aus allen möglichen verschiedenen Stücken zusammen, weiß aber doch wieder ein einheitliches Ganzes zu schaffen und ein Stück aus alledem zusammenzuweben, das in lauter Licht und Jubel getaucht erscheint.

19,9. καὶ λέγει μοι. Es wird nicht ganz klar, wer der zu dem Seher Redende sein soll. Die einfachste Annahme bleibt es, daß der 17,1 eingeführte Schalenengel gemeint sei. γράψον· μακάριοι (14,13 u. ö. s. o. S. 176) οἱ εἰς τὸ δεῖπνον τοῦ γάμου[2] τοῦ ἀρνίου κεκλημένοι· καὶ λέγει μοι· οὗτοι οἱ λόγοι [οἱ][3] ἀληθινοὶ [τοῦ θεοῦ] εἰσιν[4]. Liest man τοῦ θεοῦ, so muß man notwendig mit wenigen Zeugen οἱ ἀληθινοί lesen, und übersetzen: „Dies sind die wahrhaftigen Worte Gottes.“ Ohne das οἱ läge hier jedenfalls eine grammatische Härte und Unklarheit vor (vgl. die Übersetzung von Züllig; de W.: Diese Worte sind wahre [sc. Worte] Gottes). Die Schwierigkeit aber liegt eigentlich in dem τοῦ θεοῦ. Dies τοῦ θεοῦ steht nun in den Handschriften an drei verschiedenen Stellen und ist vielleicht als Glosse zu beseitigen, da auch 21,5 dieselben Worte in Q Rel. eingeschoben sind. Dann wäre einfach zu übersetzen: Diese Worte sind wahr, also wie 21,5; 22,6. 19,10. καὶ ἔπεσα ἔμπροσθεν τῶν ποδῶν αὐτοῦ προσκυνῆσαι αὐτῷ. προσκυνεῖν ist hier im Sinne einer Gott zu Teil werdenden Verehrung konstruiert (s. o. S. 163). Wie der Seher dazu kommt, den Engel anzubeten, ist nicht gesagt. Kaum ist die


  1. Ich finde es daher auch nicht überzeugend, wenn J. Weiß, der in 19,4ff. auch die Hand des letzten Bearbeiters der Apk anerkennt, 19,1-3 zu der Quelle in 17-18 zieht. Der Sprachcharakter dieser Verse ist dem Ganzen zu gleichförmig. 19,2a muß auch W. wieder ausscheiden. W. meint, daß der Standpunkt des Apok. 19,1-3 auf der Erde, 19,4ff. im Himmel sei. Aber bewiesen kann diese Vermutung nicht werden.
  2. > ℵP An.¹².
  3. A 4. 48 ; > d. übr.
  4. αληθινοι εισιν του θεου ℵ An.¹²³ 38; του θεου αλη. εισ. ℵc 95. 98 cle. lipss. tol.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1906, Seite 428. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S428.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)