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„Soll mich in der Zauberbude
Trösten dein verdorbner Odem?

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Ich glaub, von dem schweren Buche

Wardst du toll in deinem Kopfe;
Bringst du mir vielleicht vom Juden
Dieses Buch zum schlechten Troste?“ –

„Meister, Meister, wollt nicht fluchen,

510
Denn von aller Liebeswonne

Und von aller Schönheit Wunder
Wird dies Buch nicht aufgewogen!

Bringe mir Biondetten ruhend
In dem Schoße süßer Moose,

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Singend, von Gewürzen duftend,

Wie das Lied des Salomone –

Nicht kauf ich sie mit dem Buche!
Vor ihm seien die Kleinode,
Die in Licht und Dunkel ruhen,

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Eine taube Nuß gescholten!


Ein Geschenk mit diesem Buche
Mach ich dir, wenn du gelobest,
Mir zu stellen diese Stunde,
Ja jetzt gleich, die Horoskope.

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Mir gab’s meine selge Mutter,

Die drum einen Mönch ermordet.
Der es in dem Sarg gefunden
Eines zauberischen Mohren,

Der von einem alten Juden

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Es getauscht um heilge Brote

Wahren Leibs und wahren Blutes,
Die er vom Altar gestohlen.

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_109.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)