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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime

Danach bat das Männchen den Gesellen um etwas Essen. Als er ihm ein Brod gab, ließ es wie aus Versehen ein Stück davon auf die Erde fallen; der Gesell bückte sich, es wieder aufzunehmen; aber in demselben Augenblicke saß auch das Männchen ihm auf dem Rücken und schlug ihn so heftig mit seinem eisernen Stabe in den Nacken, daß er die Besinnung verlor. Danach verschwand das Männchen. Pumpedier war noch nicht lange wieder zu sich selbst gekommen, als Muschetier und Grenadier von der Jagd zurückkehrten; er erzählte ihnen aber nicht, wie es ihm ergangen war.

Den zweiten Tag kam an Grenadier die Reihe, das Haus zu hüthen. Er kochte auch Erbsen und Speck; als er sich aber eben zu Tisch gesetzt hatte, trat wieder das Männchen herein, sprach seinen Gruß, bat um ein wenig Essen, ließ das Brod auf den Boden fallen, und als der Geselle sich eilig danach bückte, sprang es ihm auf den Rücken und schlug ihn mit seinem Eisenstab so lange, bis ihm die Besinnung ausging. Als er wieder zu sich selbst kam, kehrten die beiden anderen gerade von der Jagd zurück und fragten, wie’s ihm gegangen sei. »O, ganz gut,« sagte er, denn von den Schlägen wollte er nicht gerne erzählen.

Den dritten Tag mußte Muschetier den Haushalt versehen. Auch er kriegte Erbsen und Speck zu Feuer, denn das mochten die drei am liebsten essen. Als das Gericht nun fertig war, gedachte er, daß die andern zwei noch lange außen bleiben könnten, nahm sein Theil vorweg und stellte das Übrige in die Kohlen, daß es warm bliebe. Da trat plötzlich durch die Thür herein das graue Männchen mit dem eisernen Stabe. »Guten Tag, mein Herr.« – »Schön Dank, mein Herr!«

»Ich meint, ich wäre hier ganz allein.
Es freut mich, daß hier auch Leute sein.
Denn ich muß mich von diesem Schloß nähren.«

Darauf bat es um eine kleine Gabe. »Da hast Du Brod,« sprach Muschetier und gab ihm ein gutes Stück; aber das Männchen versah’s mit Absicht, so daß das Brod auf die Erde fiel. »Wie? was?« sagte Muschetier, »wirfst du Gottes Gabe auf die Erde?« sprang eilig herzu, riß dem Männchen den Eisenstab aus der Hand und prügelte es damit so tüchtig durch, daß es erbärmlich quickend durch die Thüre entsprang. Nun setzte er sich mit Ruhe zum Essen nieder. Bald kamen auch die beiden andern von der Jagd zurück; da wies ihnen Muschetier den eisernen Stock und sagte: »Kennt ihr den? Mich dünkt, daß es euch hier nicht zum Besten ergangen ist.« Da mußten die zwei alles bekennen. »Wir haben uns hier nun lange genug verweilt,« sprach Muschetier darauf; »es wird Zeit, weiter zu ziehen, daß wir womöglich die Riesen bekämpfen und des Königs Dank und Lohn empfangen mögen.« Ob nun gleich Grenadier und Pumpedier gern noch länger in dem Schlosse verblieben wären, so mochten sie doch allein das Wagstück nicht

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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime. München: Lothar Joachim, 1910, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Busch_Ut_oler_Welt_032.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)