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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime

bestehen, entsagten darum der warmen Löffelkost, füllten die Ranzen wieder mit trockener Ware und zogen weiter in den dichten Wald hinein.

Acht Tage mußten sie wandern, da kamen sie endlich an das Felsloch, welches in die unterirdische Höhle der Riesen führte. Weil nun Grenadier und Pumpedier gänzlich der Muth entsank, so daß sie lieber umkehren, als Hals und Leben wagen wollten, so unternahm es Muschetier allein, in das dunkle Loch hinabzusteigen. Es ging nur ein Seil hinunter, daran ließ er sich hinab, nachdem ihm seine Gefährten hatten schwören müssen, daß sie ihn wieder aufziehen wollten, wenn er unten das Zeichen geben würde. Zuerst kam er in den großen Saal; an der Wand hing das Schwert, auf dem Tische stand die Flasche mit Wein und daneben lag der Brief; darin stand geschrieben:

»Wer von dem Weine dreimal trinkt, der kann das Schwert bewegen wie er will.«

Als Muschetier das gelesen hatte, trank er den Wein, holte das Schwert von der Wand und öffnete leise die Thür, die in das Gemach des ersten Riesen mit der goldenen Sonne ging. Es war gerade in der Mittagszeit, und der Riese, vom Essen müde geworden, hatte seinen Kopf in der Prinzessin Schooß gelegt und ließ sich von ihr lausen, wie er das immer nach dem Essen zu thun pflegte. Durch das behagliche Krauen war er aber fest eingeschlafen, so daß er tüchtig schnarchte. Wie das Muschetier bemerkte, gab er der Königstochter ein Zeichen, den Kopf des Riesen leise niederzulegen, holte weit aus mit dem Schwerte und – klatsch! – mit einem Hiebe flog der Kopf vom Rumpfe, daß er weithin auf den Boden rollte; aus dem Halse sprang ein schwarzer dicker Blutstrahl, der Riese zappelte noch ein wenig mit Händen und Füßen, dann war er still und todt. Mit dem wären wir also fertig!

Nun ging Muschetier in das Zimmer des zweiten Riesen mit dem goldenen Monde, der war auch eingeschlafen, hatte seinen Kopf in den Schooß der Königstochter gelegt und ließ sich von ihr lausen. Wie das Muschetier bemerkte, gab er ihr ein Zeichen, den Kopf des Riesen leise niederzulegen, holte weit aus mit dem Schwerte und – klapp! – mit einem Hiebe flog der Kopf vom Rumpfe, daß er weit hin auf den Boden kollerte; aus dem Halse schoß ein schwarzer Blutstrahl, der Riese zappelte noch ein wenig mit Händen und Füßen, dann war er todt.

Nun ging Muschetier in das Zimmer des dritten Riesen mit dem goldenen Stern, der war auch eingeschlafen, hatte seinen dicken Kopf in den Schooß der Prinzessin gelegt und ließ sich von ihr lausen, wie er das immer zu thun pflegte, wenn er was gegessen hatte. Wie das Muschetier bemerkte, so gab er der Königstochter ein Zeichen, den Kopf des Riesen leise niederzulegen, dann holte er weit aus mit seinem Schwerte; weil es nun oben schon stumpf geworden war, so wollte der Kopf erst gar nicht ab; der Riese schrie und spalkerte schrecklich, aber mit dem dritten Hiebe flog der Kopf vom Rumpfe,

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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime. München: Lothar Joachim, 1910, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Busch_Ut_oler_Welt_033.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)