Seite:Busch Ut oler Welt 058.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime

nach meinem Belieben geht, so möchte ich wohl Waschwasser haben und ein gutes Abendbrot.« Und was er verlangt hatte, das wurde ihm auch alles hergebracht. Da wusch er sich und setzte sich zum Abendessen, und als er gegessen hatte, nahm er wieder sein Buch zur Hand und las.

Um elf Uhr ließ sich wieder die Stimme vernehmen und sagte: wenn es zwölf wäre, so kämen vier Männer und schleppten ihn im ganzen Schlosse herum; dabei dürfte er aber ja keinen Laut von sich geben, sonst müßte er sterben.

Und richtig! Mit dem Schlage zwölf that sich die Thür auf und herein traten vier schwarze Männer, die faßten ihn unsanft an, schleiften ihn Trepp auf, Trepp ab im ganzen Schlosse herum; er gab aber keinen Laut von sich, und als der Schlag eins aus der Glocke ging, da brachten sie ihn wieder in sein Zimmer zurück.

Da sagte die Stimme: auf dem Tische stände Salbe, da sollte er sich mit einreiben, und dann stände in dem Nebenzimmer ein schönes Bett, da sollte er sich hineinlegen.

Das that der Jäger auch und den andern Morgen, da er erwachte, waren all seine Schmerzen vorüber. Es stand auch schon sein Morgenbrod bereit. Er erhob sich, als er das sah, von seinem Lager, verzehrte was ihm gebracht war, und nachdem, so setzte er sich wieder hin und las schöne Geschichtsbücher, die er nach Belieben aus dem Schranke nehmen konnte. Den ganzen Tag über wurde er mit Essen und Trinken wohl versorgt, so daß es ihm sicher alles wohlgefallen hätte, wenn ihm nicht die unheimlichen schwarzen Männer von der Nacht vorher noch zu lebhaft in Gedanken gewesen wären. Darum gedachte er, als der Abend anbrach, heimlich davon zu gehen. Aber o weh! Die Zugbrücke war aufgesogen und alle Anstrengungen, sie herunter zu lassen, waren vergeblich. Da mußte er denn wohl wieder umkehren, er mochte wollen oder nicht.

Um elf Uhr wurde wieder die Stimme laut und sagte: statt daß gestern vier gekommen wären, würden heute Nacht acht kommen und ihn im ganzen Schlosse herumtragen; wenn er aber den geringsten Laut von sich gäbe, so müßte er sterben.

Und richtig! Mit dem Schlage zwölf that sich die Thüre auf und hereintraten acht große schwarze Männer, die packten ihn bei den Beinen und schleiften ihn mit dem Kopfe zu unterst Trepp auf, Trepp ab im ganzen Schlosse herum, daß ihm alle Rippen im Leibe knackten und sein Kopf voll Beulen wurde. Aber doch gab er keinen Laut von sich; und wie der Schlag eins aus der Glocke ging, da brachten sie ihn wieder hin, wo sie ihn hergeholt hatten.

Da sagte die Stimme wieder: auf dem Tische stände Salbe, da solle er sich mit einreiben, und in dem Nebenzimmer stände ein schönes Bett, da solle er sich hineinlegen.

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime. München: Lothar Joachim, 1910, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Busch_Ut_oler_Welt_058.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)