Seite:Busch Ut oler Welt 075.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime

dir und von Haus so lange fort zu sein.« Damit legte er sich zu Bett und schlief ein.

Den andern Morgen stand der Edelmann schon ganz früh auf und sah aus dem Fenster und traute seinen Augen kaum, denn vor ihm auf dem Hofe stand ein neues prächtiges Schloß, das glänzte ihm entgegen in den Strahlen der ersten Morgensonne. Als das der Pfaff erfuhr und sah, daß sein Anschlag nicht geglückt war, ging er wieder zu dem Edelmann und sprach: »Seht Ihr nun wohl, daß der Schmied die Kunst versteht; jetzt sagt ihm, daß er Euch auch noch bis morgen früh den Himphamp vor das Schloß bringt; Ihr müßt es ihm aber bei Leib und Leben anbefehlen, sonst thut ers nicht.« Da ließ der Edelmann den Schmied zum zweiten Male vor sich fordern. Sprach der Edelmann: »Du hast das Schloß ganz zu meiner Zufriedenheit aufgebaut; nun bringe mir auch noch bis morgen früh den Himphamp vor das Schloß, da wird dir wohl mit deiner Kunst ein Leichtes sein.?« »Ach Herr«, sagte der Schmied, »wie soll ich Euch den Himphamp bringen, und weiß doch nicht was das ist; das kann und kann ich nicht.« »Einerlei!« sprach der Edelmann; »ich sage dir, ist morgen früh der Himphamp nicht vor meinem Schlosse, so lasse ich dich aufhängen ohne Gnade und Barmherzigkeit.« Da ging der Schmied traurig fort und nach Hause zu seiner Frau. »Ach Gott, Frau«, sagte er; »nun soll ich gar dem Edelmann den Himphamp schaffen bis morgen früh, und wenn ich das nicht kann, so will er mich aufhängen lassen ohne Gnade und Barmherzigkeit.« »Da ist kein anderer Rath,« sprach die Frau, »als du mußt noch diesen Abend fort von hier.« »Ja«, sagte er, »das wird das Beste sein; ehe ich so mein Leben lasse, will ich doch lieber fortgehen, so weit mich meine Füße tragen können.« So schnürte er denn sein Bündel und ging fort mit traurigem Herzen. Das hatten aber der Pfaff und das treulose Weib nur gewollt; und nicht lange war er weg, so schlich der Pfaff zu dem Weibe in das Haus hinein.

Der Schmied kam unterdessen wieder in den Wald und wieder begegnete ihm der graue Mann und fragte: »Wohin mein lieber Schmied?« »Ach!« sagte der Schmied; »nun der Edelmann das Schloß hat, nun will er auch den Himphamp haben, und weil ich den nicht schaffen kann, so will ich gehn, so weit mich meine Füße tragen können.« »Das hat kein anderer als der Pfaffe schuld,« sprach der graue Mann, »der hält’s mit deiner Frau und will dich gerne aus dem Wege schaffen; aber geh nur wieder nach Hause, da sind die beiden grad beisammen; und wenn du dann siehst, daß der Pfaff deiner Frau einen Kuß giebt,« so sprich »Halt fest!« nimm deine Peitsche und klappe die beiden vor dir her aus dem Hause die Straße entlang zu des Edelmanns Schlosse hin; und wenn wer kommt und will sie voneinanderreißen, so sprich wieder: »Halt fest!« so werden sie alle aneinander fest hängen, bis du sprichst: »Laß los! Das wird ein schöner Himphamp werden.« Da bedankte sich der Schmied

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime. München: Lothar Joachim, 1910, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Busch_Ut_oler_Welt_075.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)