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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime

langen Säge. Rufe mir doch mal gleich Einer den Sägefisch her!« Der Sägefisch wurde gerufen und kam und sprach: »Was giebt’s?« Sprach der König zu ihm: »Hör mal! So und so! Es liegt ein Wallfisch auf einem Bunde Schlüssel und will nicht von der Stelle; du kannst ihm wohl mit deiner langen Säge ein wenig in den Bauch schneiden, dann wollen wir doch mal sehen, ob der Flegel nicht rücken kann.« Der Sägefisch schwamm fort und hin und sägte dem Wallfisch in den dicken Bauch. »Au!« schrie der Wallfisch; »ich sage dir, du läßt das?« Aber das half ihm nichts, er mußte doch zuletzt ein wenig auflichten; da zogen die Fische das Bund Schlüssel hervor und brachten es ihrem Könige; der König gab es dem Jungen, der Junge bedankte sich und lief damit nach dem Schlosse und öffnete all die prächtigen Zimmer, und war nun Herr des Schlosses und König über das ganze Land und heirathete die schöne Junfer; und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch bis heute und auf diesen Tag.


37. Aschenpüeling (Aschenputtel).

Et was äis en dêren, dä möste jümmer buten up der däl in der aschen liggen un kreg nicks täo äten anse aschenmäos un aschenpannkäoken; weil nu öhre kleder darvan jümmer ganz vull aschen wören, säo nöme sä öhre stäifmutter nich anders ans: Aschenpüeling (aschenpfühlchen). Der fräoen öhre beiden rechten döchter güngen awerst in gladden kledern, putzen sick den ganzen dag un döen nicks anse dat sä mit öhrer süster schüllen, jüst anse de mutter, un wenn et wôr wat täo danzen gaf, säo gung et nich anders, säi mösten ok hen; ünderdess möste Aschenpüeling innehöen un wöre doch ok geren meegaen.

Nu hat et sick äis täo edrägen, dat de könig hochtît häilt un en grôte festlichkeit anstelle, dartäo word ok de stäifmutter enödiget. Ans säi sick mit öhren beiden döchtern dat hochtîtstüg antog un Aschenpüeling dabi helpen möste, »Mutter«, säe do Aschenpüeling; »wäset säo gäot un latet mi doch ok mehe na der hochtît gaen, wenn’t ok man up äine stünne is.« »Süh äis!« säe de stäifmutter un köre ganz spitz; »du Aschenpüeling wut naer hochtît! Hier gäit eck di en himpen saat, un en himpen asche tä hope, wenn du däi weer ut enander esocht hast, denn konnst du ok mehe up de hochtît gaen.« Do gôt öhr dat wîf en himpen saat un en himpen asche te hope un gung mit öhren beiden döchtern weg up de hochtît.

Aschenpüeling fong awerst bitterlich an täo grinen, un dat harte blödde öhr, dat säi nich ok meh gaen dröfte, un sä dachte an öhre verstorbene mutter, bi der harr säi’t jümmer säo gäot ehatt. »Ach, gott«, säe säi, »sintdeme min mutter dote is, hebbe ek doch näine frohe stünne mehr.« Säi wôrd säo bedreuwet un dat harte word öhr säo swâr, dat säi in’n huse nich blîben könne

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime. München: Lothar Joachim, 1910, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Busch_Ut_oler_Welt_093.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)