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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime

Schalen auf ein Becken mit Wasser, so daß sie darauf schwimmen und denkt sich ein Mädchen und einen jungen Burschen. Stoßen die Schalen mit der vorderen Seite zusammen, so heirathen sich die zwei; berühren sie sich mit den Rückseiten, so wird nichts aus der Heirath. – An demselben Abend gießen die Knaben Blei, um zu sehen, welches Handwerk sie lernen sollen.

Gesträuch, das ein Meineidiger gehauen hat, ins Korn gestellt, verscheucht die Vögel. (Mein Vater erzählte, daß in Ilwese ein solcher Mann gewesen wäre, dem hätten die Leute heimlich Bracken weggenommen, oder sie hätten ihn zum Holzhauen bestellt, ohne natürlich den Zweck zu verrathen.)

Wenn man die erste Schwalbe sieht, muß man unter dem linken Fuß in die Erde graben, so findet man eine Kohle, die gegen das Fieber gut ist.

In manchen Gegenden wird dem Todten ein Pfennig mitgegeben. Der Tischler, welcher den Todten in den Sarg legt, erinnert die Verwandten daran.[1]

Wenn das Heerdfeuer sprüht und eine Kohle herabspringt, so giebt es Streit im Hause, wenn man nicht schnell ruft: »In’t nâwerhûs! In’t nâwerhûs!«

Ein heller Schein über einem Hause bei Nacht zeigt an, daß es dort nächstens brennen wird. Von solchem Feuervorspuk sagt man: et wâbert.

Im Wirbelwind, Küselwind, der wârwind genannt wurde, der auf dürren Wegen mit Staub dahinzieht, soll eine Hexe drin sitzen.


49.

In Wiedensahl wissen die älteren Leute noch viel von den »tâtern« zu erzählen, wie sie gewahrsagt, gestohlen und Zaunigel über dem Feuer gebraten haben. Eine solche Bande ist hier in alter Zeit auch mal her gekommen, dabei ist eine ganz steinalte Mutter gewesen; weil die nun nicht mehr hat weiter fortkommen können, so haben die Tatern hinter einer Hecke ein Loch in den Rasen gegraben, da hat die alte Mutter hineinkriechen müssen. Sie hat wohl gebeten und gefleht, sie möchten sie doch nur noch eine kurze Weile am Leben lassen, aber die haben ihr zugerufen: »Krup unner! Krup unner! Daß dich die Bauernhunde nicht fressen!« Und so haben sie ihrer alten Mutter Erde auf den Kopf geschaufelt und sie lebendig begraben. – In der


  1. Als mein Onkel in Mechtshausen begraben wurde, hatte der Tischler es vergessen und fragte, ob wir den Sarg auch noch einmal wieder öffnen wollten. O. N.
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Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime. München: Lothar Joachim, 1910, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Busch_Ut_oler_Welt_139.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)