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Diener (ab).

Lisette. Der abscheuliche Hohlweg! Das macht, weil wir acht Tage vor der Urlaubszeit gereist sind.

Sophie. Ereifere Dich doch nicht um eine Kleinigkeit! Wir werden aber hier so artig aufgenommen. Sollte hier ein Kunstfreund wohnen, dessen Thür sich mir auf meinen Namen öffnet?

Lisette. Ihren Namen, Fräulein, den hab’ ich in dem Wirrwarr noch gar nicht genannt, bin auch nicht danach gefragt worden. Der dumme Postillon, der uns umgeworfen hat, nannte Sie ja immer gnädige Gräfin und Excellenz – da mögen uns die Leute wohl für eine große Herrschaft genommen haben.

Sophie. Ja so! Wo sind wir denn eigentlich? Ich habe den Namen überhört!

Lisette. Wo wir freiwillig vielleicht nicht hingegangen wären. Das Gut heißt Schloppau, und gehört dem Grafen von Klockenberg.

Sophie. Schloppau? – Klockenberg? Das ist doch nicht –

Lisette (ihr in’s Wort fallend). Der Vater von dem Hitzigen mit der schwarzen Cravatte.

Sophie. Der seinem Sohne so artige Briefe schreibt?

Lisette. Derselbe! Ich habe mich bei dem Jäger danach erkundigt. Er hat einen Sohn, der August heißt.

Sophie. Das ist mir nicht lieb! Wenn der Kunstfeind, der Kannibale, meinen Namen hört, wirft er mich wieder zur Thür hinaus.

Lisette. Es wäre Schade, wenn wir um die schöne Gastfreundschaft kämen. Es ist hier besser als draußen unter dem Regenschirme.

Sophie. Ist denn sonst kein Unterkommen hier im Dorfe?

Lisette. Der Dorfkrug wäre wohl da, aber er ist erbärmlich schlecht. Bei dem Pfarrer können wir eintreten, er wohnt recht freundlich, aber er ist katholisch und ein Cölibatair; man muß die Ruhe eines Menschen nicht stören.

Sophie. Nun, so bleiben wir hier! Mit dem alten Herrn wollen wir schon fertig werden. Du sagst ja, Du hast meinen Namen noch nicht genannt. Geh’ eiligst zurück zu Friedrich, der die Sachen beaufsichtigt, und sage, wenn er von mir spricht, soll er mich nur die gnäd’ge Gräfin nennen! Wie nenn’ ich mich nur? –

Empfohlene Zitierweise:
Clementine Schrader: Der Hohlweg. Lustspiel in einem Akt. Vereins-Buchhandlung, Berlin 1843, Seite 322. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Clementine_Schrader_-_Der_Hohlweg_(1843).pdf/12&oldid=- (Version vom 8.6.2023)