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Justizrath. Wie Sie befehlen! Ihre Haushälterin wird sehr zufrieden damit seyn. (Es tritt ein Diener auf.)

Diener. Das Frühstück ist servirt!

Graf. Das Frühstück – das beste Mittel gegen die Verlegenheit. Kommen Sie, Justizrath! – (Er wendet sich zu Sophie) Meine Gnädige, wenn ich Ihnen noch einmal meinen Arm anbieten darf – das Frühstück ist servirt.

Sophie. Welche Fortschritte Sie in der Cultur gemacht haben, Herr Graf! Sie laden eine Künstlerin zum Dejeuner, Sie bieten derselben Ihren Arm – ich bin stolz auf solche Güte; – ich habe aber schon erklärt, daß ich für dieselbe danken muß. Meine Zeit ist gemessen, und ich will keinen Augenblick verlieren. Man erwartet mich in Wien.

Justizrath. Sie wollen fort?

Sophie. Muß ich nicht? – Uns Künstler treibt es in die weite Welt. Die Kunst trägt uns auf ihren Flügeln durch die Lüfte, den schweren Boden berühren wir nur mit leichten Sandalen, und wenn es heißt: „zum Frühstück“, rollen wir davon, dem Lorbeer entgegen, der unsrer wartet, und den wir pflücken müssen, ehe er verwelkt. – Leben Sie wohl! (Lisette tritt auf.)

Lisette. Fräulein, der Postillon wartet!

Sophie. Ich komme – nur noch einen Gruß:

(Zum Publikum)

„Wenn Sophie auf der Reise
Nicht Ihr Zürnen auf sich lud,
Bezeigen Sie’s auf Ihre Weise,
Und machen ihr zur Rückkehr Muth.“




Berlin, Druckerei von F. W. Gubitz.
Empfohlene Zitierweise:
Clementine Schrader: Der Hohlweg. Lustspiel in einem Akt. Vereins-Buchhandlung, Berlin 1843, Seite 342. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Clementine_Schrader_-_Der_Hohlweg_(1843).pdf/32&oldid=- (Version vom 16.6.2023)