Seite:DE Storm Auf dem Staatshof 25.jpg

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Seitenzimmer das leere Bettgestell der verstorbenen Besitzer. Wenn wir zu lange blieben, rief die Alte uns wohl herunter und schickte uns in den Garten, der vor dem Hause lag. Aber die Einsamkeit, die oben in den verlassenen Zimmern herrschte, war auch dort. Wohin man sehen mochte, zwischen den hohen Sträuchern hing das Gespinnst der Jungfernrebe; über den mit Gras bewachsenen Steigen in den rothblühenden Himbeerbüschen hatten die Wespen ihre pappenen Nester aufgehangen. Obwohl seit Jahren keine pflegende Hand dort gewaltet, so wuchs doch Alles in der größten Ueppigkeit durcheinander, und Mittags in der schwülen Sommerzeit, wenn Jasmin und Caprifolien blühten, lag die alte Hauberg wie im Duft begraben. – Anne Lene und ich drangen gern auf’s Gerathewohl in diesen Blüthenwald hinein, um uns den Reiz eines gefahrlosen Irregehens zu verschaffen; und nicht selten glückte es, daß wir uns nach der feuchten Laube im Winkel des Gartens hinzuarbeiten meinten und statt dessen unerwartet vor dem alten Pavillon standen, welcher jetzt zur zeitweisen Aufbewahrung von Sommerfrüchten diente. Dann sahen wir durch die erblindeten Fensterscheiben

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Theodor Storm: Auf dem Staatshof. Braunschweig: George Westermann, 1891, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Storm_Auf_dem_Staatshof_25.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)