Seite:DE Storm Auf dem Staatshof 61.jpg

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Gefühl der Vergänglichkeit so wunderbar gemischt ist. Unwillkürlich schloß ich die Hand des Mädchens heftig in die meine; doch mit der Scheu, die der Jugend eigen, sah ich in demselben Augenblick zu Boden. Als aber Anne Lene ihre Hand schweigend in der meinen ließ, wagte ich es endlich, zu ihr empor zu sehen. Sie hatte ihr Gesicht zu mir gewandt und sah mich traurig an; mitleidig, ich weiß noch jetzt nicht, ob mit mir oder mit sich selbst. Dann entzog sie sich mir sanft und trat auf die Schwelle des Pavillons.

Ich sah durch die Lücken des Fußbodens das vom Mond beleuchtete Wasser glitzern und faßte Anne Lenes Kleid, um sie zurückzuhalten. „Sorge nicht, Marx!“ sagte sie, indem sie hinein trat und ihre leichte Gestalt auf den losen Brettern wiegte. „Holz und Stein bricht nicht mit mir zusammen.“ – Sie ging an das gegenüber liegende Fenster und sah eine Weile in die helle Nacht hinaus, dann hob sie mit der Hand ein Stück der alten Tapete empor, das neben ihr an der Wand herab hing und betrachtete im Mondlicht die halb erloschenen Bilder. „Es hat ausgedient,“ sagte sie, „die schönen Schäferpaare

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Theodor Storm: Auf dem Staatshof. Braunschweig: George Westermann, 1891, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Storm_Auf_dem_Staatshof_61.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)