Seite:DE Storm Auf dem Staatshof 62.jpg

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wollen sich auch empfehlen. Es mag ihnen doch allmälig aufgefallen sein, daß die saubern, weiß toupirten Herren und Damen so Eines nach dem Andern ausgeblieben sind, mit denen sie einst zur Sommerzeit so muntere Gesellschaft hielten. – Einmal,“ und sie ließ die Stimme sinken, als rede sie im Traume, „einmal bin ich auch noch mit dabei gewesen; aber ich war noch ein kleines Kind, Wieb hat es mir oft nachher erzählt. – Nun fällt Alles zusammen! Ich kann es nicht halten, Marx; sie haben mich ja ganz allein gelassen.“

Mir war, als dürfe sie so nicht weiter reden. „Laß uns in’s Haus gehen,“ sagte ich, „die Anderen werden bald zur Stadt zurück wollen.“

Sie hörte nicht auf mich; sie ließ die Arme an ihrem Kleid herabsinken und sagte langsam: „Er hat so Unrecht nicht gehabt; – wer holt sich die Tochter aus einem solchen Hause!“

Ich fühlte, wie mir die Thränen in die Augen schossen. „O, Anne Lene,“ rief ich und trat auf die Stufen, die zu dem Pavillon führten, „ich – ich hole sie! Gieb mir die Hand, ich weiß den Weg zur Welt zurück!“

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Theodor Storm: Auf dem Staatshof. Braunschweig: George Westermann, 1891, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DE_Storm_Auf_dem_Staatshof_62.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)