Er wisse nicht, daß ich noch lebend sei.
Durch Thränen früher tagt, o laß für mich
Ein wenig ab von deinen größern Sorgen.
Empor? und dort, woher ich, noch im Leben,
Gekommen bin, dort bitt’ ich dann für dich.““
Bald hörst du’s,“ sprach er, „doch vernimm zuvor:
Mir waren Petri Schlüssel übergeben.[1]
Ein schöner Fluß, den das Geschlecht der Meinen
Der rein die Stola hält, sie so beschwert,
Daß leicht wie Flaum all’ andre Bürden scheinen.
Doch als ich zu dem heilgen Stuhl gelangte,
Da ward ich von des Lebens Trug belehrt.
Daß jenes Leben mir nichts Höh’res bot,
Daher ich heiß nach diesem nur verlangte.
Und völlig machte mich der Geiz zum Sklaven,
Dafür sieh mich bestraft mit dieser Noth.
Thun dir des Geizes Art und Wesen kund,
Und auf dem Berg gibt’s keine härtern Strafen.
Und nur gefesselt war von ird’schen Dingen,
So drückt’s Gerechtigkeit hier an den Grund.
Der Geiz erstickt und nimmer handeln läßt,
So hält Gerechtigkeit in festen Schlingen
- ↑ 99–102. Der hier sprechende Schatten ist Papst Hadrian der Fünfte aus dem Hause der Fieschi, Grafen von Lavagna. Den letzten Namen legten sie sich von einem Flusse bei, der im Genuesischen zwischen Sestri und Chiavari hervorströmt. Er starb 1276.
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 306. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_306.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)