Wird immer diese Pein in uns erneuert –
Ich sage Pein, und sollte sagen, Lust,
Der Christum froh dahin zum Kreuz gebracht,
Wo unsrer Schmach sein theures Blut gesteuert.“
Vertauscht mit diesem bessern Leben, zählte
Man nur fünf Jahr, die kaum den Lauf vollbracht.
Als du durchdrungen warst von gutem Leid,
Das stets die Seele neu mit Gott vermählte,
Dort unten dich zu finden mußt’ ich meinen,[2]
Wo man verlorne Zeit ersetzt durch Zeit.““
Hat mich befördert meiner Nella Fleiß[3]
In frommem Flehn und ihr unendlich Weinen.
Hat mich der Küste, wo man harrt, entzogen,
Und mich befreit aus jedem andern Kreis.
Weil sie, der nur der Tugend Reiz gefällt,
Sich ganz vom Pfad der Andern abgezogen.
Mehr Scham und Sitte noch in seinen Frauen,
Als das, wo ich sie ließ in jener Welt.
- ↑ 79. Forese scheint hiernach durch Krankheit zwar die Fähigkeit, die Lust des Gaumens zu befriedigen, verloren zu haben, nicht aber die Schwelgerei als Laster erkannt und bereut, vielmehr die Rückkehr der verschwundenen Lüsternheit gewünscht zu haben. [„Das gute Leid“ wäre die Buße gewesen.]
- ↑ 83. Dort unten, vor dem Thore des Fegefeuers, wo diejenigen harren, die zu spät ihre Schuld bereuet haben.
- ↑ 86. Meine Nella, eine Abkürzung von Annella, des Namens der Gattin Forese’s.
- ↑ 94. Der Sarden rauhes Bergesland, im Original: die Barbagia von Sardinien, eine Gegend im rauhesten Gebirgstheile der Insel, deren Einwohner zu des Dichters Zeit durch rauhe Sitte, die Weiber besonders durch Schamlosigkeit übel berüchtigt waren.
Alighieri, Dante. Streckfuß, Karl (Übers.). Pfleiderer, Rudolf (Hrsg.): Die Göttliche Komödie. Leipzig: Reclam Verlag, 1876, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Dante_-_Kom%C3%B6die_-_Streckfu%C3%9F_-_328.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)